Fusion Hamburg soll die Börse Düsseldorf übernehmen

Düsseldorf · Die Hamburger Börse soll den Handelsplatz in der NRW-Landeshauptstadt übernehmen. Das wäre ein weiteres Zeichen für die schwindende Bedeutung des Finanzplatzes, der auch unter dem Flop mit Mittelstandsanleihen gelitten hat.

 Düsseldorfs Börsenchef Dirk Elberskirch

Düsseldorfs Börsenchef Dirk Elberskirch

Foto: Andreas Bretz

Abseits der großen geplanten Fusion zwischen der Deutschen Börse in Frankfurt und der London Stock Exchange (LSE) vollzieht sich in Deutschland fast geräuschlos offenbar ein weiterer Börsendeal. Der ist zwar von der Marktrelevanz um ein Vielfaches kleiner, aber dafür bedeutsam für die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt.

Nach Informationen unserer Redaktion soll die Börse Hamburg die Börse Düsseldorf übernehmen. Das verlautete am Dienstag aus dem Umfeld der Börse. Eine Vorentscheidung sei schon vor der Sommerpause gefällt worden, heißt es. Möglicherweise müssen aber einzelne Gremien dem Plan noch zustimmen.

Dirk Elberskirch, der Chef der Börse Düsseldorf, wollte sich am Dienstag auf Anfrage ebenso wenig zu dem Thema äußern wie das Düsseldorfer Bankhaus HSBC Trinkaus und die Erste Abwicklungsanstalt (die sogenannte "Bad Bank" der WestLB), die die größten Einzelaktionäre der Börse Düsseldorf AG sind. Die wiederum ist die Trägergesellschaft der öffentlich-rechtlichen Börse.

Eine Übernahme durch einen anderen Börsenbetreiber wäre ein weiteres deutliches Signal für die schwindende Bedeutung des Finanzplatzes am Rhein. Der hat ohnehin darunter gelitten, dass namhafte Institute wie die Mittelstandsbank IKB und die frühere Landesbank WestLB ein Opfer der internationalen Finanzkrise wurden.

Gleichzeitig ist die Bedeutung der Regionalbörsen in Deutschland in der Vergangenheit extrem geschrumpft. Mehr als 95 Prozent der Umsätze im deutschen Aktienhandel laufen heute über das Computersystem Xetra und den Handelsplatz an der Frankfurter Börse. Die restlichen fünf Prozent teilen sich die Regionalbörsen in München, Düsseldorf, Hamburg/Hannover (gemeinsame Trägergesellschaft BÖAG), Berlin und Stuttgart.

In Düsseldorf ist der Umsatz in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen. Seit 2008 hat er sich auf zuletzt 28 Milliarden Euro (Angabe für 2014) mehr als halbiert. Der Handelsplatz hat den Bedeutungsverlust mit verschiedenen Angeboten zu bekämpfen versucht. Dazu gehörte ein Marktsegment für Mittelstandsanleihen, das aber durch die Probleme einiger Emittenten zum Flop wurde. Diese Anleihen wurden vor Jahren bejubelt, weil sie den Mittelständlern eine Finanzierungsquelle am Kapitalmarkt erschließen und die Unternehmer damit unabhängiger von der Kreditvergabe der Banken machen sollten.

Doch mittlerweile haben die Wertpapiere einen schlechten Ruf, weil Emittenten reihenweise in die Krise schlitterten. Nicht nur der Textilkonzern Steilmann musste Insolvenz anmelden, zuvor hatte es auch schon den Holzproduzenten German Pellets und das Düsseldorfer Traditionsunternehmen Zamek getroffen.

Auch die Fälle Valensina und Underberg waren am Ende alles andere als ein Ruhmesblatt für das Geschäft mit den Mittelstandsanleihen. Damit seien viele Anleger verprellt worden, heißt es in Finanzkreisen. Und gerade um die Privatanleger wollte sich die Börse Düsseldorf, die 1841 aus einem Getreidemarkt entstand, besonders bemühen.

(RP)
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