Düsseldorf Haniel stärkt dem Metro-Chef den Rücken

Düsseldorf · Der Aufsichtsrat lobt Olaf Koch. Dagegen fühlt mancher Aktionär seine Geduld arg strapaziert.

Vertrauensbekundungen der Großaktionäre für Metro-Chef Olaf Koch waren in der Vergangenheit nicht gang und gäbe. Doch das hat sich geändert. Der Aufsichtsrat hat im vergangenen Jahr den Vertrag des Vorstandsvorsitzenden vorzeitig bis 2018 verlängert. Und gestern bei der Metro-Hauptversammlung stärkte Franz Markus Haniel dem Spitzenmann der Metro öffentlich den Rücken. "Nachhaltig und zukunftsweisend" nannte der Chef des Aufsichtsrates beim Aktionärstreffen die Arbeit Kochs.

Das passt zu dem, was der Vorstandsvorsitzende selbst mit großer Regelmäßigkeit von sich gibt. Nicht auf kurzfristige Ergebnisse und Performance schielen, sondern darauf, den Kunden zufrieden und glücklich zu machen - dann stelle sich der Erfolg ein, so das Credo des Managers.

Das allein macht Aktionäre indes noch nicht glücklich. Die fragen sich, wann sich Kochs mit dessen Amtsantritt 2012 begonnener Umbauprozess auch im Aktienkurs spiegelt. Die vorgeschlagene Dividende von 90 Cent je Aktie soll nach der Ausschüttungs-Nullnummer des Vorjahres ein erster Fingerzeig sein. Doch der Aktienkurs, der gestern erneut leicht fiel, ist heute nur noch halb so hoch wie vor fünf Jahren. Wenngleich auch hier alles eine Frage der Perspektive ist: Koch würde sicher auf den 13-prozentigen Kursanstieg der vergangenen vier Wochen verweisen und zu Recht auch darauf, dass geopolitische Krisen wie die in der Ukraine mit ihren Auswirklungen auf das Geschäft in Osteuropa die Arbeit erschweren.

Der Metro-Chef wird nicht müde, auf die Erfolge der Vorjahre zu verweisen: die deutliche Verringerung der Konzernschulden, flächenbereinigte Umsatzsteigerungen, Konzentration des Firmenportfolios. Das reicht den Anteilseignern nicht immer. Sie vermissen eine aus ihrer Sicht ausreichende Rendite im Großhandelsgeschäft und noch mehr bei der SB-Warenhaustochter Real, oder sie fragen nach der Langfrist-Strategie hinter den Plänen Kochs im digitalen Geschäft, oder sie würden gern wissen, wann der Umbau endlich abgeschlossen sei. Koch antwortet, die Hälfte des Weges sei geschafft, doch fast im gleichen Atemzug auch, dass ein Handelskonzern immer im Wandel sei. Der Satz "Nach dem Marathon ist vor dem Marathon" klingt wie ein niemals endendes Laufen.

Vorerst zumindest ändert sich jedenfalls nichts. Galeria Kaufhof, derzeit rentabelster Teil im Konzern, wird (noch?) nicht verkauft; auch die Optionen, die für die Elektronikhandelskette Media-Saturn geprüft wurden, sind zunächst ad acta gelegt. Kein Verkauf, kein Börsengang, kein Spin-off. Alles bleibt. Also auch der Streit mit Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals.

(RP)
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