Düsseldorf Hannelore Kraft: Handwerk braucht mehr Supergirls

Düsseldorf · Die Ministerpräsidentin wirbt bei der Meisterfeier der Handwerkskammer Düsseldorf für mehr Unternehmerinnen.

Es war fast so, als habe NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nur auf die Gesangseinlage von Susan Albers gewartet. "Supergirl" sang die Gewinnerin des deutschen Rock- und Pop-Preises 2011, gestern bei der 67. Meisterfeier der Handwerkskammer Düsseldorf - jenen Song, mit dem die Rockband Reamonn in Deutschland bekannt wurde. Die SPD-Politikerin nahm die Vorlage dankbar auf und forderte: "Wir brauchen mehr Supergirls im Handwerk!" Das hat sich Kammerpräsident Andreas Ehlert längst auf die Fahnen geschrieben. Bei 19 Prozent lag zuletzt der Anteil der Unternehmerinnen im Handwerk; Ehlert würde ihn gern bei 30 Prozent sehen.

Das Handwerk wirbt auch wegen der Nachfolgeproblematik um Frauen als neue Firmenchefs: Allein im Handwerkskammerbezirk Düsseldorf brauchen nach Angaben der Kammer in den kommenden fünf Jahren mehr als 58.000 Betriebe einen Nachfolger an der Spitze. Das ist jedes sechste Unternehmen. Unter den 20 Jahrgangsbesten aus den verschiedenen Branchen, die aus dem Kreis der mehr als 1000 Jungmeisterinnen und -meister besonders geehrt wurden, waren übrigens vier Frauen.

Alle miteinander stehen aus Ehlerts Sicht für das, "was Handwerk ausmacht: Qualität, Kreativität, Dynamik, Präzision und Lust auf unternehmerische Selbstständigkeit oder Führungsverantwortung". Es müsse wieder mehr "Lust auf Unternehmertum" geweckt werden, forderte der Präsident und nahm dabei auch die Landespolitik in die Pflicht. Nordrhein-Westfalen habe im vergangenen Jahr kein Wachstum mehr erzielt, das Land verliere wirtschaftlich den Anschluss und habe die Verschuldung der öffentlichen Haushalte nicht in den Griff bekommen, bemängelte Ehlert und folgerte daraus: "Deswegen fällt es uns schwer, die notwendigen Investitionen für die Verkehrsinfrastruktur, den Breitbandausbau oder für das Bildungswesen auf den Weg zu bringen."

Da war die Ministerpräsidentin längst nicht in allen Punkten Ehlerts Meinung. Jeder dritte Euro aus dem Landeshaushalt fließe in Bildung, Kinder und Familie; kein Bundesland sei so attraktiv für ausländische Direktinvestitionen wie NRW, die Verschuldung werde kontinuierlich zurückgefahren. Neben Nordrhein-Westfalen habe nur Bayern eine Meistergründungsprämie, aber dort betrage sie nur 1000 Euro, während die Gründer in NRW jeweils 7500 Euro erhielten - aus Sicht der SPD-Politikerin auch ein Argument für den Sprung in die Selbstständigkeit. Und falls das noch nicht überzeugend genug war: "Handwerksmeister verdienen oft mehr als Akademiker."

(RP)
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