Neuer Skandal um Hauptstadtflughafen Passantin findet BER-Akten in Müllcontainer

Berlin · Die Polizei in Berlin hat zwei Container mit Geschäftsakten zum geplanten Hauptstadtflughafen BER sichergestellt und ermittelt jetzt wegen eines möglichen Verstoßes gegen den Datenschutz.

Ein Polizeisprecher bestätigte am Dienstag Medienberichte, denen zufolge die Akten am Montag von einer Passantin im Stadtteil Lichtenberg entdeckt wurden. Diese benachrichtigte Polizei und Medien. "Wir prüfen jetzt, ob etwas Strafbares vorliegt", sagte der Sprecher.

Die Akten stammen nach Medienberichten möglicherweise von dem ehemaligen Planungsbüro PG BBI, das bis Mai 2012 Generalplaner für den Flughafen BER war. Sie enthalten demnach vertrauliche Informationen zum Beispiel zu Fahrstühlen und Starkstromanlagen sowie Grundrisse. Zeitungen berichteten weiterhin, dass auch Warnungen wegen baulicher Verzögerungen in den Berichten zu finden seien. In der Straße, in der sich die Müllcontainer befanden, lag nach Medienangaben ein Architekturbüro, das zu PG BBI gehörte. Es sei im vergangenen Jahr in die Insolvenz gegangen.

Die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) teilte am Dienstag mit, dass sie im Zusammenhang mit dem Aktenfund Anzeige gegen Unbekannt erstattet habe. "Nach erster Einschätzung der Flughafengesellschaft liegt in diesem Fall ein eklatanter Verstoß gegen vertragliche Pflichten und ein Bruch der Vertraulichkeit eines Vertragspartners der FBB vor", erklärte die Flughafengesellschaft. Auftragnehmer seien "grundsätzlich" zu "sorgfältigem und vertrauensvollem Umgang mit Daten und Informationen verpflichtet".

Der neue Flughafen BER sollte ursprünglich im Juni 2012 eröffnet werden. Probleme bei der Fertigstellung der Entrauchungsanlage führten dazu, dass der Termin nicht eingehalten werden konnte. Dem Planungsbüro PG BBI wurde wegen der geplatzten Inbetriebnahme gekündigt. Ein neuer Eröffnungstermin für den BER steht bisher nicht fest.

Gab es einen Hochstapler?

Zudem gibt es Gerüchte um einen Hochstapler: Die Berliner Flughafengesellschaft ist bei der Planung ihrer funktionsuntüchtigen Entrauchungsanlage offenbar einem möglichen Hochstapler aufgesessen. Wie das Magazin stern in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, ist der im Frühjahr öffentlichkeitswirksam von Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn geschasste Alfredo di Mauro, der ehemalige Planer der sogenannten Anlage 14, kein Ingenieur, wie bisher in Berlin allgemein angenommen. Vielmehr bestätigte di Mauros Anwalt dem stern nach mehrmaligen Nachfragen, dass sein Mandant lediglich über einen Gesellenbrief als technischer Zeichner verfüge.

Flughafenchef Hartmut Mehdorn hatte Anfang Mai erklären lassen, dass die Zusammenarbeit mit dem 52-Jährigen beendet sei. "Er hat die Anlage 14 in ihrer vorliegenden, nicht funktionsfähigen Form geplant", ließ Mehdorn damals erklären. Bereits im Frühjahr 2012 galt die Entrauchungsanlage als Hauptursache für den damals geplatzten Eröffnungstermin des Flughafens.

(DEU)
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