Düsseldorf Henkel baut sein Markenreich aus

Düsseldorf · Der geplante Kauf von Wella und anderer Haarpflegemarken passt gut in die Strategie der Düsseldorfer, auf weltweit präsente Marken zu setzen. Aber Vorstandschef Kasper Rorsted bleibt vorsichtig: Der Konzern will sich nicht überheben.

Mit drei Aussagen lässt sich die Strategie von Henkel zusammenfassen, die zum nun möglichen Übernahmeangebot für Marken aus dem Reich des US-Giganten Procter & Gamble (P&G) führt: Erstens konzentrieren sich die Düsseldorfer auf den Ausbau attraktiver Marken wie Persil und Pril (bei Waschmitteln), Pritt oder Loctite (bei Klebstoffen) sowie Schwarzkopf und Syoss bei der Schönheitspflege - da passen die erhofften neuen Marken Wella oder Clairol gut dazu.

Henkel setzt zweitens stark auf Wachstum: Nur 30 Prozent des Gewinnes fließt an die Aktionäre, der Rest wird investiert. Und drittens will Henkel keine zu hohen Risiken eingehen - den Henkel-Clan hat geschockt, wie andere Familienkonzerne wie Haniel, Porsche oder Schaeffler mit zu teuren Akquisitionen in die Krise rutschten. "Wir handeln vorsichtig, wir wollen uns nicht überheben", sagte noch jüngst Henkel-Chef Kasper Rorsted.

Der geplante Zukauf wichtiger Marken des früheren Wella-Konzerns könnte gut in die Strategie passen - sofern der Preis nicht völlig aus dem Ruder läuft. Die Pressestelle von Henkel kommentiert den Vorgang nicht.

So steht für den Vorstand fest, dass er nach dem 3,7 Milliarden Euro teuren Kauf des US-Klebstoffherstellers National Starch eher die Schönheitspflege und die Waschmittelsparte stärken möchte als erneut die Klebstoffsparte: "Das Klebstoffgeschäft mit seiner Industrienähe macht mittlerweile die Hälfte des Umsatzes aus, die anderen beiden Sparten mit einem höheren Endkundenbezug je nur ein Viertel - da wäre mehr Gleichgewicht nicht falsch" sagt ein Manager. Und Aufsichtsratschefin Simone Bagel-Trah verkündete noch unlängst: "Im Bereich Haar sind wir beispielsweise mit Pflege, Styling und Colorationen führend. Das ist etwas, das wir weiter ausbauen möchten."

Die Frage ist nun, welche Bereiche Henkel wirklich von P&G kaufen könnte und zu welchem Preis. Branchenkenner glauben, dass Procter speziell das "Professional-Geschäft" mit Friseuren abgeben will, weil es nicht zum Massengeschäft mit Konsumgütern wie Ariel, Pampers und Gilette passt. Es würde aber bestens zum Henkel-Ableger Schwarzkopf aus Hamburg passen.

2003 war Henkel bereits interessiert, als Wella verkauft wurde, aber P&G siegte damals mit einem Angebot von 6,6 Milliarden Euro. Mit einem nur halb so hohen Gewinn wie heute hatte Henkel damals weniger Spielraum für hohe Gebote. Jetzt erwirtschaftet Henkel pro Jahr einen Gewinn von 1,6 Milliarden Euro, die Schulden liegen bei Null. Der Konzern könnte also einen Zukauf mit 4,5 Milliarden Euro mit Krediten bezahlen, ohne sein gutes Rating bei den Banken zu riskieren, hatte Finanzvorstand Carsten Knobel am Montag bei der Hauptversammlung erklärt. Angeblich verlangt Procter für die Wella-Marken aber 6,5 Milliarden Euro, doch Henkel könnte durch die Ausgabe von Aktien weitere fast fünf Milliarden Euro mobilisieren. Eine solche Kapitalerhöhung gaben die Aktionäre bereits frei. Was würde für ein gutes Angebot sprechen? Als möglicher Mitbieter für Wella gilt auch der japanische Konzern Kao, der mit Goldwell Nummer Drei bei Friseuren in Deutschland ist. Mit Wella würden sie Schwarzkopf/Henkel beim profitablen Geschäft mit den Friseuren überrunden - ein gutes Argument, um gegenzuhalten.

(RP)
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