Düsseldorf Henkel kauft Shiseidos US-Friseurgeschäft

Düsseldorf · Der Konsumgüterkonzern verstärkt sich für eine knappe halbe Milliarde Euro in den Vereinigten Staaten. Es ist der dritte Amerika-Deal in der Sparte in den vergangenen drei Jahren. Analysten halten dort größere Übernahmen für denkbar.

Das Geschäft mit der Körperflege ist die kleinste Sparte der Henkel-Gruppe. Knapp vier Milliarden Euro Umsatz hat es im vergangenen Jahr geliefert. Das ist gut jeder fünfte Euro, den der Konsumgüterkonzern erlöst. Aber die Sparte wächst, und Henkel verstärkt sie systematisch. Für etwa 485 Millionen Dollar (mehr als 412 Millionen Euro) übernimmt Henkel die Haarpflegefirma Zotos International. In der hat der japanische Kosmetik- und Pflegemittel-Anbieter Shiseido sein US-amerikanisches Friseurgeschäft gebündelt. Die Kartellbehörden müssen der Übernahme noch zustimmen.

Die Börse reagierte auf die Ankündigung aus dem Hause Henkel so gut wie gar nicht. Die Aktie erlitt zischenzeitlich sogar minimale Verluste. Vielleicht fiel die Reaktion auch so spärlich aus, weil Henkel-Chef Hans Van Bylen Derartiges jüngst schon angedeutet hatte. Wenn es Kaufgelegenheiten gebe, werde man sich die anschauen, hatte der Manager der "Welt am Sonntag" gesagt und darauf verwiesen, dass Henkel beim Verkauf von Schönheitspflegeprodukten in den USA noch kein führender Anbieter sei. Gestern erklärte er: "Diese Akquisition ist Teil unserer Strategie, die Position von Henkel in attraktiven Märkten und Kategorien auszubauen. Damit stärken wir unser Friseurgeschäft in den USA. Die Marken passen mit ihrer starken Leistung und hohen Qualität hervorragend zu unserem Beauty-Care-Geschäft."

Die Übernahme der Shiseido-Sparte ist bereits der dritte Henkel-Deal im amerikanischen Friseurgeschäft in den vergangenen drei Jahren. 2014 hatten die Düsseldorfer die drei US-Firmen Sexy Hair, Alterna und Kenra übernommen. Vor einigen Wochen legten sie nach und sicherten sich die mexikanische Nattura Laboratories mit der US-Friseurmarke Pravana.

Warum so viel Engagement auf dem Markt jenseits des Atlantiks? Dort sei der "weltweit größte Hair-Professional-Einzelmarkt", erklärte Konzernchef Van Bylen gestern. Zotos hat zwar mit etwa 700 Mitarbeitern im vergangenen Jahr "nur" rund 230 Millionen Dollar umgesetzt und ist damit für Henkel noch nicht der große Wurf in den Vereinigten Staaten. Aber es seien auch größere Übernahmen in den USA möglich, die Henkel zu einem bedeutenden Player auf dem amerikanischen Markt machen könnten, glauben Analysten. Zudem gibt es ja auch noch einen Topf mit 150 Millionen Euro, in den Henkel greifen könnte, wenn es auf irgendeinem Markt ein Unternehmen gibt, das man mit Wagniskapital finanzieren könnte. Die Commerzbank jedenfalls hielt nach der Ankündigung ihre Kaufempfehlung für die Aktie aufrecht.

Zunächst hat Van Bylen Henkel im Körperpflege-Geschäft in kleinen Schritten verstärkt, nachdem es Vorgänger Kasper Rorsted (heute Vorstandsvorsitzender von Adidas) nicht gelungen war, den Kampf um Wella für sich zu entscheiden. Der Shampoo-Hersteller ging damals für mehr als zwölf Milliarden Dollar an den amerikanischen Rivalen Coty, der von der deutschen Unternehmerfamilie Reimann kontrolliert wird. Den Ausschlag hatte damals wohl gegeben, dass Henkel "nur" die Haarpflegesparte übernehmen wollte (deren Wert auf fünf Milliarden bis sieben Milliarden Dollar taxiert worden war), während Coty an einem Gesamtpaket aus Kosmetik-, Parfüm- und Haarpflegemarken interessiert gewesen und so für die Wella-Eigentümer der interessantere Partner gewesen war.

(RP)
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