Düsseldorf Henkel präsentiert erneut Rekordbilanz

Düsseldorf · Weil der Düsseldorfer Konzern eine sehr vorsichtige Prognose abgibt, reagieren die Anleger enttäuscht. Trotz traumhafter Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr gibt die Aktie zeitweilig um knapp zwei Prozent nach.

Auf die karnevalistischen Belange seiner leitenden Angestellten nahm Henkel-Chef Hans Van Bylen gestern keine Rücksicht: Trotz Weiberfastnacht lud er für 15 Uhr die 1000 wichtigsten Mitarbeiter am Standort Düsseldorf zu einer Betriebsversammlung, um sie über die aktuellen Zahlen zu informieren. So ganz ohne jeckes Treiben ging es in der Karnevalshochburg dann aber doch nicht: Einige der Versammlungsteilnehmer erschienen mit abgeschnittenem Schlips. Für die übrige Belegschaft hatte der Betriebsrat etwas anderes entschieden: Deren Betriebsversammlung inklusive Lagebericht durch den Vorstand findet nicht wie üblich am Morgen nach der Bilanzverkündigung statt, sondern erst am Aschermittwoch.

Die Börse reagierte enttäuscht auf das, was Van Bylen präsentierte. Der Grund: Henkel wagt für dieses Jahr einen eher vorsichtigen Ausblick. Das Ergebnis je Aktie soll zwar um sieben bis neun Prozent steigen - besser als im vergangenen Jahr mit einem Plus von 6,8 Prozent. Doch die bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll von 16,9 Prozent auf "mehr als 17 Prozent" steigen - als Reaktion rutschte der Kurs um zeitweise fast zwei Prozent ab. "Die Anleger hoffen bei Henkel eben immer auf noch tollere Ziele", sagte ein Mitarbeiter, "in Wahrheit schlagen wir uns allerdings schon seit Jahren exzellent."

Das stimmt. Henkel präsentierte ein Zahlenwerk der Rekorde: Der Umsatz des Dax-Konzerns war mit 18,7 Milliarden Euro höher als jemals zuvor - allerdings wurde das vor fünf Jahren vom damaligen Henkel-Chef Kasper Rorsted ausgerufene Ziel von 20 Milliarden Euro deutlich verfehlt. Rorsted wechselte im April 2016 zu Adidas.

Die bereinigte Gewinnmarge vor Steuern und Zinsen lag um 2,8 Prozentpunkte höher als noch im Jahr 2012. Und die Aktionäre könnten jubeln: Die Dividende je Stammaktie steigt um 10,3 Prozent auf 1,60 Euro je Stammaktie - das allein bringt beim jetzigen Kurs eine Verzinsung von fast zwei Prozent im Jahr. "2016 war ein sehr erfolgreiches Jahr für Henkel", sagte Van Bylen, "in einem schwierigen Umfeld haben wir nochmals neue Höchstwerte erreicht." Er warnte aber auch: "Wir stellen uns auch in diesem Jahr auf ein sehr volatiles und unsicheres Umfeld ein."

Dabei ist die Kasse voll. Obwohl Henkel vergangenes Jahr für 3,8 Milliarden Euro Firmen wie Sun aus den USA zukaufte und obwohl die Aktionäre fast 700 Millionen Euro kassierten, liegt der Schuldenstand nur bei 2,3 Milliarden Euro. Denn Finanzvorstand Carsten Knobel sammelte 2,2 Milliarden Euro an Free-Cash-Flow ein - Geld, das nach Zahlung aller laufenden Ausgaben und Investitionen übrig bleibt.

Also gibt der Vorstand Gas. Weiter werden Ziele für wirklich große Zukäufe gesucht - die könnten dann auch sechs oder acht Milliarden Euro kosten. Eher beiläufig schilderte Knobel, dass die Investitionen dieses Jahr bis zu 300 Millionen Euro höher liegen könnten als 2016.

Künftig ist also ein Budget von 850 Millionen Euro für neue Maschinen und Computer drin. Als ein Beispiel für große Projekte 2016 wurde der Ausbau des Hochregallagers im Stammwerk Düsseldorf genannt. "Der Heimatmarkt wird auch 2017 von unserem Investitionstempo profitieren", hieß es. Kathrin Menges, Personalvorstand, machte aber auch klar, dass weiter rationalisiert wird: "Wir müssen uns den Märkten anpassen." Auf Nachfrage sagte sie aber, dass kein neues Programm zu Personalabbau geplant sei.

Wichtig für die Mitarbeiter ist auch, dass es den drei Sparten halbwegs gleich gut geht. Dies sind Adhesive Technologies (Klebstoffe mit den Marken Loctite und Pritt), Beauty Care ( Schönheitspflege unter anderem mit Schwarzkopf und Syoss) sowie Laundry & Home Care (Waschmittel mit Persil, Pril, Purex). Dabei versucht Henkel, die bekannten Marken weiter auszubauen: So berichtete Van Bylen, dass Schwarzkopf mittlerweile einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Euro macht, Persil 1,3 Milliarden Euro.

Den unüblichen Termin für die Jahresbilanz erklärte Henkel mit der frühen Hauptversammlung am 6. April. Es habe aus internen Gründen dann keine Alternative zu Weiberfastnacht gegeben. Das solle aber keine Tradition werden.

(RP)
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