Düsseldorf Henkel scheitert bei Wella

Düsseldorf · Ein US-Konzern überbietet die Düsseldorfer. Für Vorstandschef Kasper Rorsted ist das ein empfindlicher Rückschlag: Denn Wella und der Henkel-Ableger Schwarzkopf hätten sich gut ergänzt.

Düsseldorf: Henkel scheitert bei Wella
Foto: Ferl

So hatte sich Henkel-Chef Kasper Rorsted diesen Sommer nicht vorgestellt: Zehn Jahre, nachdem er beim Düsseldorfer Dax-Konzern in den Vorstand gekommen war, und sieben Jahre, nachdem der Däne Chef geworden war, wollte er ein ganz großes Geschäft abschließen: Für rund sieben Milliarden Euro sollte die Darmstädter Wella-Gruppe Teil des Düsseldorfer Familienkonzerns werden. Und damit alles klar geht, hatte die Hauptversammlung am 13. April noch einen wichtigen Beschluss gefasst: Danach durfte der Vorstand bei einem Firmenkauf auch mit neu ausgegebenen Aktien einen Teil des Preises zahlen - das erlaubte problemlos die Finanzierung des Kaufs von Wella.

Aus und vorbei. Gestern wurde gemeldet, dass der New Yorker Konzern Coty die Düsseldorfer ausgebootet hat: Er nimmt 13 Milliarden Dollar in die Hand, um dem Verkäufer Procter & Gamble ("Ariel") Wella und auch noch zwei andere Bereiche abzukaufen. Der Kaufpreis wird versüßt, indem Procter & Gamble für eine Zeit Minderheitseigentümer der Abspaltung bleibt - das spart Steuern. "Da sind wir wohl nur zweiter Sieger", meint ein Henkel-Insider, "das ist besonders schade, weil wir Wella ja vor zwölf Jahren schon einmal erwerben wollten."

Für Rorsted ist der Rückschlag ärgerlich: Es ist nun bereits sieben Jahre her, dass Henkel unter seinem Amtsvorgänger Ulrich Lehner mit dem 3,7 Milliarden Euro teuren Zukauf National Starch einen wirklich großen Deal gewagt hatte - Rorsted musste dagegen lange erst einmal Schulden abbauen und Kosten senken, bevor der Konzern seit drei Jahren langsam wieder auf Einkaufstour geht.

Nachdem Henkel mit National Starch die Weltmarktführung beim Geschäft mit Klebstoffen errungen hatte, hätte der Zukauf von Wella einen vergleichbaren Sprung nach vorne gebracht: "Wella und der Henkel-Ableger Schwarzkopf hätten hervorragend zusammengepasst", sagt Heiko Feber, Marktexperte bei der Lampe Bank, "sie wären gemeinsam beim Geschäft mit professionellen Friseuren viel näher an Weltmarktführer L'Oreal herangerückt."

Und als dritten Pluspunkt hätte Wella geholfen, Henkels zu große Abhängigkeit vom Klebstoffgeschäft abzubauen: 60 Prozent des operativen Gewinns kommen aus diesem Geschäft mit überwiegend industriellen Kunden, wogegen die Konsumgütersparten Waschmittel ("Persil", "Purex") und Schönheitspflege mit den Marken Dial, Syoss oder Schwarzkopf nur 40 Prozent bringen. So war es auch kein Wunder, dass Aufsichtsratschefin Simone Bagel-Trah vor einiger Zeit klare Sympathie für die Strategie des Wella-Zukaufes geäußert hatte: "Im Bereich Haar sind wir mit Pflege, Styling und Colorationen führend. Das ist etwas, das wir weiter ausbauen möchten."

Trotz der Niederlage macht Rorsted auf Optimismus. Das Ziel, den Umsatz bis 2016 auf 20 Milliarden zu erhöhen, sei auch mit einer Kette kleinerer Zukäufe erreichbar. Das sagte er am Sonntag in einem Interview. Damit sind 22 Prozent Wachstum in zwei Jahren gegenüber 2014 notwendig. Aber im ersten Quartal brachten Zukäufe nur 3,3 Prozent Umsatzplus, organisches Wachstum des bisherigen Geschäftes 3,6 Prozent an Zuwachs.

Immerhin 1,8 Milliarden Euro investierte Henkel 2014 in Zukäufe, 300 Millionen Euro waren es bereits dieses Jahr - bis zu acht Milliarden Euro lassen sich inklusive möglicher Kapitalerhöhung jederzeit mobilisieren. Was bedeutet dies? "Ich denke, Henkel schaut sich weiter sehr aktiv um", sagt Analyst Feber, "aufgeschoben ist nicht aufgehoben." Das bestätigt ein Aufsichtsrat: "Das Ziel eines großen Sprunges hat sich nicht verändert. Es gibt viele mögliche Wachstumschancen."

(RP)
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