Düsseldorf Henkel will mehr für High-Tech-Industrie arbeiten

Düsseldorf · Eine Firma aus den USA soll helfen, noch mehr Aufträge von Firmen wie Apple oder Samsung zu erhalten.

Der Dax-Konzern Henkel baut seine Klebstoffsparte weiter aus. Er erwarb die amerikanische Spezialfirma The Bergquist Company aus dem Bundesstaat Minnesota. Der Umsatz des Unternehmens, das rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt, liegt bei 130 Millionen Euro. Henkel gibt den Kaufpreis nicht bekannt. Der könnte - grob geschätzt - bei deutlich mehr als 100 Millionen Euro liegen.

Mit dem Zukauf baut Henkel vorrangig die Kompetenz bei der Zusammenarbeit mit der High-Tech-Industrie aus. Schon bisher ist bekannt, dass Klebstoffe der Düsseldorfer dabei helfen, das iPhone und andere Smartphones zusammenzukleben. Schrauben findet man praktisch keine in den modernen Han-dys.

Der Zukauf Bergquist ergänzt nun das Angebot um besonders gut wärmeleitende Folien oder Füllstoffe. Die sind wichtig, damit bei den immer schnelleren Rechenchips in Smartphones, Laptops und Hifi-Anlagen die entstehende Hitze besser abgeführt werden kann. Außerdem rechnet sich Henkel neue Geschäfte auch mit der Automobilindustrie aus. Bei Elektroautos und auch bei konventionellen Wagen spielt das Ableiten von Hitze eine immer größere Rolle.

Die Akquisition zeigt, dass Henkel-Chef Kasper Rorsted an seiner Strategie festhält: Der Konzern soll internationaler werden - Bergquist hat fünf Standorte in den USA und einen in China.

Henkel soll die hohen Gewinnmargen mit hochwertigen Technologien und Innovationen verteidigen - auch da passt Bergquist rein.

Und Henkel baut die Klebstoffsparte im Vergleich zu Wettbewerbern aus. Schon jetzt macht sie mehr Umsatz als jeder Konkurrent in der Welt. Mit dieser Marktmacht lassen sich zu hohe Rabatte bei Verkaufsgesprächen mit Apple, Samsung und anderen Kunden vermeiden.

Wegen Sorge vor einem möglicherweise etwas überhöhten Kaufpreis für Bergquist entwickelte sich die Henkel-Aktie gestern mit einem Verlust von knapp einem Prozent deutlich schlechter als der Dax-30. Das Papier liegt mit 82 Euro aber nur rund fünf Prozent niedriger als beim bisherigen Höchststand von 86 Euro im Juli und doppelt so hoch wie vor drei Jahren.

Die Bergquist-Transaktion stemmt Henkel aus Barmitteln. Allein im zweiten Quartal 2014 waren Zukäufe im Wert von rund 1,2 Milliarden Euro bekanntgegeben worden. Größter Brocken dabei war die Übernahme der französischen Spotless-Group für rund 940 Millionen Euro, mit deren Hilfe Henkel das Waschmittelgeschäft rund um Persil weiter ausbauen will.

Weitere Zukäufe sind geplant. Finanzvorstand Carsten Knobel hat betont, dafür stünden 4,5 Milliarden Euro an "Finanzierungsspielraum" zur Verfügung - das sind Barmittel und bereits gesicherte Kredite von Banken. Tatsächlich könnte der Konzern mit seinem Jahresgewinn von 1,6 Milliarden Euro auch einige Milliarden Euro zusätzlich an Krediten erhalten.

(RP)
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