Düsseldorf Höhere Zinsen in USA - Börsen jubilieren

Düsseldorf · Der Aktienmarkt reagiert positiv, weil die Amerikaner bei der Zinserhöhung nur einen kleinen Schritt gemacht haben.

Wenn Zinsen steigen, ist das in der Regel keine gute Nachricht für Aktienbesitzer. Denn höhere Zinsen bedeuten unter anderem teurere Kredite, also höhere Kosten für die Unternehmen, und das drückt auf die Kurse. Die Anhebung der Leitzinsen in den USA ist diesem Muster nicht gefolgt. Die amerikanische Notenbank Fed hat den Leitzins zum dritten Mal nach der Finanzkrise erhöht, aber sie hat ihn eben wieder nur um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne zwischen 0,75 und 1,0 Prozent gesteigert. Und weil das Zinserhöhungstempo nicht verschärft worden ist, reagierte die Wall Street mit Kursgewinnen. Das strahlte auf Europa aus, wo die Erleichterung über den Wahlausgang in den Niederlanden die Kurse zusätzlich anschob. Der Deutsche Aktien-Index (Dax) sprang zwischenzeitlich bei 12.156 Punkten auf ein Jahreshoch.

Natürlich gibt der Zinsschritt in den USA jenen neue Munition, die für die Euro-Zone ein Ende der Politik des billigen Geldes fordern. Auch in Europa dürfe "der geldpolitische Krisenmodus kein Dauerzustand sein", mahnt der private Bankenverband BdB. Dessen Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer sieht Parallelen zwischen den USA und der Euro-Zone:

4,7 Prozent Arbeitslosigkeit, ein erwartetes Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent und leicht steigende Preise in den USA;

1,7 Prozent Wachstum in Deutschland und eine Inflationsrate in ähnlicher Größenordnung in Deutschland.

Was liegt da näher, als auch für die Euro-Zone steigende Zinsen zu fordern?

Doch bisher haben sich Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), und seine Kollegen im EZB-Direktorium nicht unter Druck setzen lassen. Und es spricht nichts dafür, dass sie ihre Haltung vor einer möglichen Stichwahl in Frankreich am 7. Mai ändern werden. Solange noch offen ist, ob die Front-National-Kandidatin Marine Le Pen nicht doch den Sieg bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich erringt, wird sich die EZB die Möglichkeit erhalten, die Zinsen bei null zu belassen, ja im Extremfall sogar weiter zu senken. Denn ein Sieg Le Pens könnte die wirtschaftlichen Probleme in Frankreich und in der Euro-Zone verschärfen. Erst wenn auch im Nachbarland ein Sieg der Populisten ausgeschlossen werden kann, könnte die Zeit für eine Zinserhöhung in der Euro-Zone kommen. Und für die schrittweise Abkehr von den insgesamt billionenschweren Anleihenkäufen durch die Notenbank, an denen die EZB angesichts der Konjunkturschwäche und der hohen Arbeitslosenzahlen in Südeuropa noch festhält.

In den Vereinigten Staaten, davon gehen Experten aus, wird der Zinsschritt vom Mittwochabend nicht der letzte in diesem Jahr gewesen sein. "Wir rechnen unverändert mit zwei weiteren Zinserhöhungen in diesem Jahr. Denn aus unserer Sicht spricht nichts dafür, dass die Fed die geldpolitischen Zügel schneller strafft als bislang angenommen", erklärte Martin Moryson, Chefvolkswirt von Sal. Oppenheim. Das Düsseldorfer Bankhaus Lampe erwartet den nächsten Zinsschritt für September, glaubt aber, dass danach kein weiterer folgen wird. Mit "merklich höheren Leitzinsen", so Lampe-Chefvolkswirt Alexander Krüger, würde die Fed einen Konjunkturabschwung riskieren.

Also eine Politik der kleinen Schrite, bei der die Fed nicht überziehen, aber auch nicht zu zögerlich sein darf angesichts der Wachstumspläne von US-Präsident Donald Trump. Bei ihm sind Zinserhöhungen eher unerwünscht. Denn sie stärken den Kurs des amerikanischen Dollar. Trump fürchtet ein weiteres Erstarken der eigenen Währung, das Exporte teurer und Importe billiger macht und so das Handelsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten zu vergrößern droht. Dass die Japaner angesichts extrem niedriger Inflation keine Zinserhöhung wollen und die Schweizer angesichts des starken Franken sogar über Zinssenkungen nachdenken, macht das alles nicht einfacher.

(RP)
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