München Hypovereinsbank streicht 240 Filialen und 1500 Stellen

München · Statt am Schalter sollen die Bankkunden künftig per Videoschaltung beraten werden. Kritik kommt von Verdi.

Radikalkur bei der Hypovereinsbank (HVB): Das Geldinstitut dünnt sein Filialnetz massiv aus und streicht dort nahezu 1500 Arbeitsplätze. Von 580 Filialen sollen bis Ende 2015 nur gut 280 Zweigstellen sowie 54 Beratungscenter bleiben, wie die UniCredit-Tochter gestern nach langwierigen Verhandlungen mit den Betriebsräten mitteilte. Vorstandschef Theo Weimer reagiert mit dem Vorstoß darauf, dass immer mehr Menschen Bankgeschäfte im Internet erledigen. Auch nach den Filialschließungen sollen 85 Prozent der HVB-Kunden maximal fünf Kilometer von der nächsten Filiale entfernt wohnen, sagte Finanzvorstand Peter Hofbauer. Die verbleibenden Standorte will die Bank modernisieren und verstärkt auf Online-Banking und Beratung über Video setzen.

"Es lässt sich nicht leugnen, dass wir in schwierigen Zeiten leben in dieser Branche", sagte Hofbauer bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für das zweite Quartal. Das gilt auch für das Investmentbanking, das der HVB zu schaffen macht. "Die Kundennachfrage ist auch weiterhin verhalten", erklärte der Finanzchef. Weil Unternehmen weniger Absicherungsgeschäfte und strukturierte Finanzierungen abschließen, brach der Gewinn der HVB im ersten Halbjahr um mehr als die Hälfte auf 334 Millionen Euro ein. Da die Zinsen auf absehbare Zeit nahe null bleiben dürften und auch wichtige Währungen kaum noch schwanken, sehen kleinere Firmen weniger Bedarf, Währungs- und Zinsrisiken abzusichern.

Das Privat- und Firmenkundengeschäft warf dagegen etwas mehr Gewinn ab als vor Jahresfrist. Trotzdem macht Weimer mit dem im Frühjahr angekündigten Kahlschlag in den Filialen nun Ernst. Der Betriebsrat hat den Einzelheiten nun zugestimmt. Dabei sicherte die Bank den Arbeitnehmervertretern zu, bis 2018 wenigstens 3000 Stellen in der Privatkunden-Sparte zu erhalten. 1300 werden in den Filialen vor Ort, weitere 200 in der Zentrale in München abgebaut. 240 Filialen machen zu, davon sollen an 50 Standorten noch Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker stehen bleiben.

Klaus Grünewald von der Gewerkschaft Verdi erklärte, dass zwar die Richtung des Sparprogramms stimme: "Wir haben aber große Zweifel daran, dass schon heute alle Kunden so technikaffin sind, dass sie problemlos den Wandel mitmachen können." Er kritisierte, dass die technische Infrastruktur noch gar nicht vorhanden sei: "Wenn man so eine Hightech-Bank sein will, dann darf keine Minute lang die Technik stillstehen." Verdi hatte eine Umsetzung des Sparprogramms in mehreren Phasen verlangt, um notfalls noch nachsteuern zu können, hatte sich damit aber nicht durchsetzen können.

(maxi)
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