Düsseldorf Ifo: Krisen verunsichern deutsche Unternehmen

Düsseldorf · Spannungen in Konfliktregionen wie Gaza und Ukraine drücken den Geschäftsklimaindex zum dritten Mal in Folge.

In den Chefetagen deutscher Unternehmen herrscht im Moment nicht gerade Partylaune. Die Stimmung hat sich im Juli noch einmal deutlich verschlechtert, wie das Münchener Ifo-Institut in seinem Geschäftsklimaindex ermittelt hat. Demnach sank der Indexwert von 109,7 auf 108,0 Punkte. Ökonomen hatten mit einem Rückgang um höchstens 0,3 Punkte gerechnet. Für den Geschäftsklimaindex befragt das ifo-Institut monatlich rund 7000 Manager. Der Index gilt als wichtigster Gradmesser für die Stimmung in der Wirtschaft.

Damit sank der Wert zum dritten Mal in Folge. Schuld ist die Unsicherheit, die von Konflikten in Krisenherden wie der Ukraine, Syrien, dem Irak oder vom Krieg in Gaza herrührt. "Die geopolitischen Spannungen belasten die deutsche Wirtschaft", erklärte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn bei der Vorstellung des Index. Im ersten Quartal dieses Jahres hatte der Blick auf die Geschäftslage noch Frühlingsgefühle in den Chefetagen ausgelöst. Entsprechend stark war das erste Quartal dieses Jahres insgesamt für die deutsche Wirtschaft.

Von einer Trendwende wollten die meisten Ökonomen gestern allerdings nicht sprechen. "Wir hatten zwar damit gerechnet, dass der Index nicht weiter steigt, über den kräftigen Rückgang sind wir aber überrascht. Es gibt dennoch keine Veranlassung, unsere eher defensive Wachstumsprognose für 2014 von 1,8 Prozent zurückzunehmen", sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt beim Bankhaus Lampe in Düsseldorf. Das Ifo-Institut hatte seine eigene Wachstumsprognose für dieses Jahr erst im Juni von 1,9 auf 2,0 Prozent nach oben korrigiert. "Die konjunkturellen Abwärtsrisiken sind überschaubar", sagt Krüger. Unsicherheiten in der Geopolitik sorgten zwar dafür, dass Investitionen aufgeschoben würden. "Aber eine Trendwende kann ich angesichts der Verbesserungen bei den Einkaufsmanagerindizes und des stabilen privaten Konsums, der ein Wachstumstreiber bleibt, nicht erkennen."

Die Exporterwartungen der Industrie sanken auf den tiefsten Stand seit einem Jahr. Das drückt vorerst nur Befürchtungen, nicht aber eine schlechtere Auftragslage aus. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW: "Die Spannungen in der Ukraine und in Nahost sind in ihren Folgen für die Weltwirtschaft noch unklar, sie tragen aber zur Verunsicherung der Unternehmen bei."

(RP)
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