Duisburg IG-Metall-Chef verlangt Begründung für Stahlfusion

Duisburg · Tata und Thyssenkrupp wollen ihre Stahlsparten zusammenlegen. Das führt zu Widerstand der Arbeitnehmer.

Nachdem die Konzerne Thyssenkrupp und Tata erstmals öffentlich bestätigt haben, dass sie über eine Fusion ihrer Stahlsparten verhandeln, kommt Kritik von Arbeitnehmervertretern. Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW sagte unserer Redaktion: "Die Behauptung von Thyssenkrupp, dass eine Konsolidierung der europäischen Stahlindustrie erforderlich ist, erklärt in keiner Weise, warum dies sinnvoll oder notwendig ist. Dafür erwarten wir Beweise, sollte das Unternehmen tatsächlich beabsichtigen, sich an einer sogenannten Konsolidierung zu beteiligen."

Auch die mächtigen Arbeitnehmervertreter von Thyssenkrupp erteilten den Überlegungen für eine Fusion der Stahlsparte mit Tata Steel eine Absage. "Ich sehe keinen plausiblen Grund für eine Fusion mit Tata Steel", sagte Konzernbetriebsratschef Wilhelm Segerath. Thyssenkrupp Steel Europe gehöre zu den besten Stahlkonzernen in Europa. "Ich sehe nicht ein, warum hier Anlagen und Standorte geschlossen werden sollten. Das würde zu Widerstand führen." Segerath forderte Vorstandschef Heinrich Hiesinger auf, bei den Beschäftigten für Klarheit zu sorgen.

Bei einer Fusion der beiden Stahlsparten würde der zweitgrößte europäische Stahlkonzern nach ArcelorMittal entstehen. Tata will nach eigener Aussage ausloten, inwiefern ein mögliches Joint Venture realisierbar sei. Allerdings befänden sich die Gespräche noch in einem frühen Stadium. Auch werde mit weiteren Firmen gesprochen.

Thyssenkrupp-Chef Hiesinger macht sich seit Monaten für Zusammenschlüsse in der unter Überkapazitäten und Billigimporten aus Asien leidenden Branche stark. "Aufgrund der extrem angespannten wirtschaftlichen Situation hält Thyssenkrupp eine Konsolidierung der europäischen Stahlindustrie für erforderlich", hatte der Konzern am Wochenende erklärt. Die Aktie von Thyssenkrupp legte am Montag zeitweise um sechs Prozent zu.

"Wir sehen nicht, was durch einen Zusammenschluss mit Tata für uns besser werden soll", sagte Stahlbetriebsratschef Günter Back. "Das muss Herr Hiesinger uns erklären." Die rund 300 Betriebsräte der Stahlsparte wollen sich Back zufolge in der zweiten Augustwoche in Duisburg treffen, um über die Lage zu beraten. Dabei gehe es auch um die Frage, ob es zu Restrukturierungen im europäischen Stahlbereich komme. Thyssenkrupp beschäftigt dort rund 28.000 Mitarbeiter. Stahlchef Andreas Goss solle dann den Stahlkochern Rede und Antwort stehen.

(maxi/rtr)
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