Frankfurt/M. IG-Metall-Chef: "Wir zahlen nicht für eure Krise"

Frankfurt/M. · Der scheidende Vorsitzende Detlef Wetzel fordert, dass der VW-Skandal nicht zu Stellenstreichungen führen darf.

Für die nach eigenem Bekunden "größte Einzelgewerkschaft der Welt", die IG Metall, kommt der VW-Skandal zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Eigentlich wollten der scheidende Vorsitzende, Detlef Wetzel, und sein Vize und Nachfolger, Jörg Hofmann, in Frankfurt die Presse auf die Herausforderungen bis 2019 einstimmen. Schließlich tagt in knapp drei Wochen der Bundeskongress, der den Fahrplan für die kommenden vier Jahre festlegt. Stattdessen mussten sich beide Fragen zur Rolle ihrer Gewerkschaft im VW-Skandal gefallen lassen. Etwa wie sich Manipulationen von Abgaswerten ausgerechnet in einem der am weitesten mitbestimmten Konzerne ereignen konnten? Wenn im Konzern etwas schlecht laufe, werde das der Mitbestimmung angelastet, sagte Wetzel gereizt. "Und wenn's gut läuft, war's der Winterkorn." Keine der Manipulationen sei in einem Feld geschehen, das mitbestimmungspflichtig sei. Wetzel zeigte sich fassungslos über die Vorgänge, die zügig von der Staatsanwaltschaft und durch interne Ermittlungen aufgeklärt werden müssten. "Es war sicherlich nicht die Putzfrau, die das zu verantworten hatte, auch nicht der Pförtner oder ein Bandarbeiter. Das müssen Leute mit Macht und Einfluss gewesen sein." Die Verursacher müssten auch persönlich zur Verantwortung gezogen werden. Er zog Parallelen zur Finanzkrise - zumindest auf nationaler Ebene: "Es gilt, was auch damals galt: Wir zahlen nicht für eure Krise." Sprich: Es dürfe keinen Nachteil für die 600.000 Beschäftigten und die Zulieferer geben. Wie mögliche Sparrunden und damit drohender Arbeitsplatzabbau verhindert werden sollen, ließ er offen.

Nach Ansicht des IG-Metall-Chefs sei ein Kulturwandel bei VW nötig. Wetzel machte die Zielorientierung des Managements für die Krise verantwortlich: "Es ist kein Wert an sich, größer als Toyota zu sein."

Die Gewerkschaft wird sich zügig auch personell mit dem Thema VW beschäftigen müssen: Nach Angaben von Wetzel scheidet sein Vorgänger Berthold Huber am 6. November als VW-Aufsichtsratsmitglied und derzeit auch Vorsitzender aus. Wer von der IG Metall Nachfolger wird, ist offen. Vize Hofmann erklärte aber: "Das ist kein Amt, auf das man sich freuen könnte."

(maxi)
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