Düsseldorf IG Metall fordert fünf Prozent mehr

Düsseldorf · Die Arbeitgeber warnen vor einer Verlagerung von Arbeitsplätzen.

Betrachtet man nüchtern die Ausgangslage, liegen IG Metall und Arbeitgeber gar nicht so weit auseinander. Das Unternehmerlager hatte jüngst die wirtschaftliche Lage als "extrem heterogen" bezeichnet. Sprich: Während es bei vielen Firmen dank niedriger Zinsen, günstiger Wechselkurse und niedriger Rohstoffkosten brummt, sind andere - etwa die für den Energiesektor tätigen Unternehmen - arg gebeutelt.

Der IG-Metall-Bezirk NRW hat derweilen eine Umfrage unter 1062 Betriebsratsvorsitzenden zu Auftragslage und Beschäftigungssituation durchgeführt. Und siehe da: Auch die Gewerkschaft verschweigt nicht, dass knapp 30 Prozent die Auftragslage als "schlecht bis sehr schlecht" bewerten und knapp 22 Prozent Beschäftigungsrisiken sehen.

Die Interpretation der Ergebnisse fällt allerdings höchst unterschiedlich aus. Grund ist die anstehende Tarifrunde für die 3,8 Millionen Beschäftigten. Die IG Metall unterstrich gestern mit ihrer endgültigen Forderung von fünf Prozent mehr Lohn, dass ihrer Ansicht nach "für die konjunkturelle Schwarzmalerei der Arbeitgeber" kein Anlass bestehe. So formulierte es Jörg Hofmann. Der IG-Metall-Chef argumentierte unter anderem mit einer nachhaltigen Stärkung der Binnennachfrage.

Um auf die fünf Prozent zu kommen, hat die IG Metall drei Werte zusammengerechnet: Zwei Prozent beträgt die Inflationsrate, bei der die Europäische Zentralbank von Preisniveaustabilität spricht - die tatsächliche Inflationsrate liegt gerade allerdings mit 0,5 Prozent deutlich darunter. Zweiter Bestandteil ist mit 1,1 Prozent die Trendproduktivität der Gesamtwirtschaft. Dass die Gewerkschaft auf die Gesamtwirtschaft schaut statt auf die betroffene Branche, hat einen Grund: Laut Gesamtmetall ist die Produktivität in der Metall- und Elektroindustrie zuletzt um 0,2 Prozent gesunken. Drittens bemüht die IG Metall eine nicht näher benannte "Umverteilungskomponente" von 1,9 Prozent.

Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger reagierte gestern spöttisch auf die Forderung: "Die Industrie kann nicht vom Binnenkonsum leben. Wir stellen keine Currywürste her, sondern produzieren Investitionsgüter und sind darauf angewiesen, dass unsere Kunden investieren." Er warnte davor, dass wegen der hohen Forderung zusehends Industrie ins Ausland abwandern werde. "Wir müssen Maß halten, wenn wir den Standort halten wollen." Verhandelt wird erstmals am 14. März. Gestreikt werden dürfte Ende April.

(maxi)
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