Zahl steigt auf 1,6 Millionen Immer mehr Kinder sind von Hartz IV abhängig

Berlin · Auch wenn Deutschland als eines der reichsten Länder der Welt gilt: Die Zahl der von Armut bedrohten Kinder steigt weiter. Im Dezember 2015 waren noch rund 1,54 Millionen von Hartz IV abhängig. Die Zahl stieg bis Dezember 2016 auf rund 1,6 Millionen. Im Dezember 2013 waren es noch 1,47 Millionen.

 Eine alleinerziehende Mutter (Symbolbild).

Eine alleinerziehende Mutter (Symbolbild).

Foto: dpa, mku ve fgj

Das geht aus Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit für die Linksfraktion im Bundestag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorlagen. Die Zahl der Kinder unter 15 Jahren, die länger als vier Jahre von Hartz IV abhängig sind, hat sich von Dezember 2013 bis 2016 von 490.000 auf 522.000 erhöht.

Linksfraktionschef Dietmar Bartsch sagte der dpa: "Die massiv gestiegenen Zahlen von Kindern in Hartz IV unter der jetzigen Regierung sind ein Armutszeugnis für die große Koalition." Hier paare sich Ignoranz mit Unfähigkeit auf Kosten der Jüngsten. "Es ist skandalös, dass Familienplanung heute oftmals Armutsrisiko für Kinder bedeutet." Bartsch hatte im Dezember ein Netzwerk von Experten und Politikern gegen Kinderarmut in Deutschland gegründet.

"Trotz wachsender Steuereinnahmen im Milliardenbereich halten CDU/CSU und SPD das Ausmaß an Kinderarmut in Deutschland anscheinend nicht für handlungsbedürftig", sagte er.

Insgesamt bekommt ein Hartz-IV-Haushalt seit Jahresanfang im Schnitt 937 Euro an Leistungen im Monat und damit 51 Euro mehr als vor einem Jahr. Das berichtet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf die neue Leistungs-Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach ist Bonn die teuerste Hartz-IV-Stadt Deutschlands. Im Schnitt erhalten Haushalte dort seit Januar 1075 Euro im Monat. Das sind 342 Euro mehr als in der "billigsten" Hartz-Stadt Hildburghausen (Thüringen).

Singles bekommen im bundesweiten Schnitt 754 Euro im Monat vom Amt.
Am meisten gibt es in München (855 Euro), am wenigsten in Hildburghausen (629 Euro).

Alleinerziehende erhalten im Schnitt 1014 Euro. Die höchsten Leistungen werden in Bonn (1190 Euro) gezahlt, die geringsten in Kulmbach in Bayern (738 Euro).

Bei Paaren ohne Kinder beläuft sich die Durchschnittszahlung auf 993 Euro. Die höchste Leistung gibt es in Stuttgart (1254 Euro), die geringste in Sömmerda in Thüringen (771 Euro).

Paaren mit Kindern zahlen die Jobcenter durchschnittlich 1464 Euro.
Am meisten gibt es in Regen/Bayern (1642 Euro), am wenigsten in Bautzen (1132 Euro), so die Zeitung.

Derweil sit die Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld I, die zuvor so wenig verdient haben, dass sie ihre Versicherungsleistung mit Hartz IV aufstocken müssen, im vergangenen Jahr um gut 10.000 auf 81.255 gesunken. Das berichtet die "Saarbrücker Zeitung" am Montag. Damit war allerdings immer noch etwa jeder zehnte Bezieher von Arbeitslosengeld zusätzlich auf staatliche Grundsicherung angewiesen. Die Quote sei von 11,0 auf 10,3 Prozent gesunken, schreibt das Blatt unter Berufung auf aktuelle Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA).

Demnach ist der Rückgang offenbar auch auf die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns vor zwei Jahren zurückzuführen. Denn in den neuen Bundesländern, wo im Durchschnitt niedrigere Löhne gezahlt werden als im Westen, hat sich der Anteil der arbeitslosen Aufstocker an allen dortigen Beziehern von Arbeitslosengeld I zwischen 2015 und 2016 deutlich von 15,4 auf 14,1 Prozent reduziert. In den alten Ländern sank die Quote nur minimal von 9,7 auf 9,3 Prozent.

"Das Arbeitslosengeld als Versicherungsleistung, für das man oft viele Jahre eingezahlt hat, ist keine Garantie, im Falle der Erwerbslosigkeit einigermaßen finanziell über die Runden zu kommen", sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, Sabine Zimmermann, der Zeitung. Sie hatte die Zahlen bei der BA angefordert.

(felt/dpa)
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