Düsseldorf Immer weniger Frauen in Vorständen

Düsseldorf · Nur noch eines der 160 wichtigsten Unternehmen hat eine Frau an der Spitze.

Die wichtigsten Unternehmen in Deutschland tun sich noch immer schwer mit Frauen in Führungspositionen. Von den insgesamt 183 Vorstandsmitgliedern der 30 im Dax notierten Unternehmen sind derzeit nur zehn Frauen. Das entspricht einer Frauenquote von 5,5 Prozent, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mit. Vor einem Jahr waren es 6,3 Prozent gewesen.

Noch deutlicher sind die Unterschiede in einer aktuellen Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Bei den 160 untersuchten Unternehmen im Dax, MDax, SDax und TecDax arbeiten in den Vorstandsetagen gerade einmal 38 Frauen, aber 613 Männer. In 22 Prozent der Unternehmen sitzt eine Frau im Vorstand, in nur zwei Prozent der Firmen findet sich mehr als eine Frau. Den Vorstandsvorsitz hat bei allen 160 Unternehmen nur bei einem einzigen eine Frau: Anke Schäferkordt als Co-Chefin der RTL-Gruppe. Marion Helmes hatte in dieser Woche ihren letzten Auftritt als Kopf der Celesio AG bei der Hauptversammlung.

Die Feminisierung des Spitzenmanagements hat mit den jüngsten Rückzügen von Frauen einen Dämpfer erhalten. Zuletzt hatten Angela Titzrath (Post), Elke Strathmann (Continental) und Marion Schick (Telekom) mit ihren Abgängen für Aufsehen gesorgt. Derweil bereitet die Bundesregierung gerade die gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent vor - aber nur für Aufsichtsräte. Bei den Kontrolleuren der Dax-Konzerne ist der Anteil an Frauen gestiegen, um 2,8 Punkte auf 24,7 Prozent. Lediglich bei Fresenius und Fresenius Medical Care ist auch der Aufsichtsrat vollständig in Männerhand. Elke Holst, Forschungsdirektorin Gender Studies beim DIW, bemerkt: "In vielen Unternehmen ist kein ausreichendes Interesse vorhanden, Frauen in hohe Positionen zu bringen. In Aufsichtsräten geht es voran, in Vorständen nicht. Offenbar geht es wohl nicht ohne Druck." Den will Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) erhöhen. Denn auch bei Unternehmen mit staatlicher Beteiligung liegt der Frauenanteil in Vorständen und Geschäftsführungen nur bei 13,9 Prozent.

Für Elke Holst ist klar, warum es Frauen in Top-Positionen schwerer haben: "Es herrscht keine wirkliche Willkommenskultur für Frauen in Unternehmen." Für sie sei es schwierig, sich in von Männern dominierte Realitäten zu behaupten. "Treten sie nicht dominant genug auf, gelten sie als zu weiblich. Wenn sie zu forsch auftreten, entsprechen sie nicht dem Rollenbild einer Frau", sagt die Gender-Expertin.

(RP)
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