Berlin In Zukunft mehr Pflegebedürftige als vermutet

Berlin · Die Krankenkasse Barmer GEK rechnet für 2060 mit 4,5 Millionen Pflegefällen und deutlich mehr Hochbetagten.

In Deutschland wird es künftig mehr Pflegebedürftige geben als angenommen. Die Krankenkasse Barmer GEK hat angesichts einer neuen Studie ihre Langzeitprognose nach oben korrigiert. Wie aus dem "Pflegereport 2015" hervorgeht, werden in Deutschland im Jahr 2060 rund 4,52 Millionen Pflegebedürftige leben. Das sind etwa 220.000 Pflegefälle mehr als bisher prognostiziert. Die Kasse teilte gestern in Berlin mit, die Berechnungen so weit in die Zukunft seien wegen genauerer Daten des aktuellen Zensus von 2011 möglich gewesen. Zuvor hatte es nur Daten aus dem Jahr 1987 gegeben.

Als Grund für den Zuwachs nannte die Barmer GEK die demografische Entwicklung. Vorstandschef Christoph Straub sagte, Frauen und Männer müssten häufiger mit Pflegebedürftigkeit rechnen. 2013 seien bereits drei Viertel der gestorbenen Frauen und 57 Prozent der Männer pflegebedürftig gewesen. Dabei nahm die Zahl der Patienten mit langer Pflegedauer leicht zu. 22 Prozent der Männer und 41 Prozent der Frauen, die im Jahr 2013 verstarben, seien zuvor länger als zwei Jahre gepflegt worden, heißt es im Report, der von der Universität Bremen erarbeitet worden ist. 2010 traf das auf knapp 20 Prozent der männlichen und 40 Prozent der weiblichen Verstorbenen zu. Hinzu kommt, dass Pflegebedürftige künftig im Schnitt deutlich älter sein werden: Während im Jahr 2020 knapp ein Viertel der pflegebedürftigen Frauen über 90 Jahre alt sind, wird ihr Anteil 2060 schon bei 46 Prozent liegen.

Straub betonte, dass die häusliche Pflege immer wichtiger werde. So sei der Anteil vollstationärer Pflege zwischen 2005 und 2013 von 32 auf 29 Prozent gesunken, sagte er. Aber nur wenige wüssten vom Rechtsanspruch auf finanzielle Unterstützung beim altersgerechten Umbau der Wohnung. Dabei ist ein Zuschuss der Pflegeversicherung von bis zu 4000 Euro möglich. Bezogen auf alle in häuslicher Pflege betreuten Menschen nutzten laut Barmer aber nur 3,5 Prozent die Leistungen.

(jd)
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