Berlin Inflationsrate sinkt auf 0,8 Prozent

Berlin · Niedriger Ölpreis drückt Teuerung auf niedrigsten Stand seit über vier Jahren.

Geringere Preise für Heizöl und Benzin haben die Inflation in Deutschland im Juli auf den niedrigsten Stand seit fast viereinhalb Jahren gedrückt. Die jährliche Teuerungsrate rutschte auf 0,8 Prozent ab, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Einen niedrigeren Wert gab es zuletzt im Februar 2010 mit 0,5 Prozent. Im Juni 2014 hatte die Teuerungsrate bei 1,0 Prozent gelegen. Die Energiepreise gaben im Vergleich zum Juli 2013 um 1,5 Prozent nach und sanken damit wieder stärker als in den Vormonaten. Billiger als vor Jahresfrist waren im Juli Heizöl (minus 6,0 Prozent) und Kraftstoffe (minus 3,1 Prozent). Ohne Berücksichtigung der Energiepreise hätte die gesamte Teuerungsrate um 0,4 Prozentpunkte höher bei 1,2 Prozent gelegen.

Weniger zahlen als vor einem Jahr mussten Verbraucher im Sommermonat Juli auch für Obst (minus 4,8 Prozent) und Gemüse (minus 7,7 Prozent). Teurer waren Molkereiprodukte (plus 8,7 Prozent). Insgesamt blieben die Nahrungsmittelpreise mit plus 0,1 Prozent in etwa stabil. Größere Preisanstiege gab es bei Dienstleistungen. Dort lagen die Preise im Juli vor allem wegen höherer Nettokaltmieten um 1,5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Auch die Preise für Pauschalreisen (plus 11,6 Prozent gegenüber dem Vormonat) und Flugtickets (plus 8,8 Prozent) zogen deutlich an.

Der Preisauftrieb in Deutschland ist damit zwar immer noch höher als im Euroraum - nach vorläufigen Zahlen lag die Jahresrate für die 18 Euroländer im Juli bei nur noch 0,4 Prozent. Doch auch hierzulande ist die Inflation seit Monaten weit entfernt von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank von knapp unter zwei Prozent. In der Notenbank gibt es die Sorge, die Euro-Zone insgesamt könnte in eine länger andauernde Phase sinkender Preise geraten, eine sogenannte Deflation. Fallen die Preise kontinuierlich, könnte das Verbraucher und Unternehmen dazu verleiten, in Erwartung weiter sinkender Preise Investitionen aufzuschieben. Das könnte die Konjunktur abwürgen.

Der Warenkorb, der der Inflationsmessung zugrunde liegt, geht nach Einschätzung vieler Bürger an der Realität vorbei: Die Preise für die Dinge des täglichen Lebens stiegen nach ihrer Meinung stärker, als es die offizielle Inflationsrate anzeigt.

(mar)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort