Essen Innogy-Aktie bricht nach Gewinnrückgang ein
Essen · Als Innogy vor einem Monat an die Börse ging, knallten in Essen die Sektkorken. RWE konnte die Aktien seiner Ökostromtochter zum Höchstpreis verkaufen. Doch auf den Rausch folgt nun der Kater: Die Innogy-Aktie brach gestern um acht Prozent ein, nachdem das junge Unternehmen seine erste Bilanz vorgelegt hat. Später holte die Aktie einen Teil ihrer Verluste wieder auf. Innogy war zu 36 Euro an die Börse gekommen, gestern schloss die Aktie bei knapp 32 Euro. Das Essener Unternehmen hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2,9 Milliarden Euro Gewinn (Ebitda) gemacht, das sind 7,3 Prozent weniger als vor einem Jahr. "So kurz nach dem Börsengang hatten alle mit einer positiven Überraschung gerechnet", erklärte ein Börsianer die Enttäuschung der Anleger. Und die Decke für große Investitionen ist kurz: Innogy startet mit 18,7 Milliarden Euro an Schulden.
Innogy-Finanzvorstand Bernhard Günther bleibt gelassen: "2016 ist für uns ein Jahr des Übergangs." Innogy sei ein Unternehmen mit guter Perspektive. Als Gründe für den Gewinnrückgang nannte er höhere Aufwendungen für die Netze und einen Sondergewinn im Vorjahr, als RWE Teile eines Offshore-Windparks verkauft hatte. Zudem schreibt der Vertrieb in Großbritannien weiter rote Zahlen, wo man Ärger mit der IT und Kundenrechnungen hat. Steigern konnte Innogy dagegen den Gewinn bei deutschen Stromkunden, sie tragen 13 Prozent des Gewinns bei.
Die angeschlagene RWE hat die zukunftsträchtigen Bereiche Netze, Vertrieb, Ökostrom mit 41.000 Mitarbeitern in die Tochter Innogy ausgegliedert, die vom früheren RWE-Chef Peter Terium geführt wird. Innogy ist der wichtigste Gewinnbringer für den RWE-Konzern, der noch 76 Prozent der Anteile hält. Mit der Innogy-Aktie ging gestern folglich auch die von RWE auf Talfahrt.
Die Aktionäre von Innogy können sich für 2016 auf eine Dividende von 1,39 bis 1,58 Euro je Aktie freuen. Denn Innogy sagt einen bereinigten Nettogewinn von 1,1 Milliarden voraus, von dem man 70 bis 80 Prozent ausschütten will. Am Montag will RWE seine Bilanz vorstellen, hier werden die Aktionäre wohl noch lange auf eine Dividende warten müssen.