Neustadt Insolvenzverwalter sucht Investoren für "Traumschiff"

Neustadt · Die MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft steckt tief in den roten Zahlen. Das trifft auch Anleihe-Gläubiger.

Der Sonntagabend war früher häufig TV-"Traumschiff"-Zeit. Im ZDF betreuten Kapitän Siegfried Rauch, Chefhostess Heide Keller und Chefsteward Sascha Hehn als Personal der "MS Deutschland" auf dem Ozean die Gäste und deren kleine und große Wehwehchen. Am Ende nach eineinhalb Stunden gab's ein Happyend für alle beim Captain's Dinner - für manchen ideale Entspannung zum Ausklang des Wochenendes.

So ein glückliches Ende würden sich viele bei der MS Deutschland Beteiligungs-GmbH auch wünschen. Die Gesellschaft, der das "Traumschiff" gehört, wird jetzt von dem Insolvenzverwalter Reinhold Schmid-Sperber geführt, nachdem das Amtsgericht Eutin den Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung abgelehnt hat. Mit dem externen Insolvenzverwalter solle der "Komplexität des Verfahrens Rechnung getragen werden", sagte Schmid-Sperber.

Die "MS Deutschland", mit der in den vergangenen Jahrzehnten viele Deutsche auf Kreuzfahrt gingen, ist das wichtigste Vermögen der gleichnamigen Beteiligungsgesellschaft, die zu großen Teilen dem Münchener Finanzinvestor Callista Private Equity gehört und seit Jahren in der Krise steckt. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen fast fünf Millionen Euro Verlust. Spekulationen über Finanzprobleme hatte es schon längere Zeit vor dem Insolvenzantrag gegeben. Callista hatte die Mehrheit an der MS Deutschland Holding (und damit auch an der Beteiligungsgesellschaft) Anfang des Jahres von der britischen Aurelius-Gruppe übernommen.

Die anstehenden Reisen werden nach Angaben der MS Deutschland Beteiligungs GmbH "bis auf weiteres wie geplant durchgeführt". Insolvenzverwalter Schmidt-Sperber arbeitet an einem Finanzierungskonzept und sucht alternativ einen Käufer für Schiff und Unternehmen.

Das Insolvenzverfahren ist indes nicht nur für Kreuzfahrt-Passagiere von Bedeutung, sondern auch für Anleger. Vor knapp zwei Jahren hatte die Gesellschaft eine Anleihe auf die MS Deutschland begeben. Die Konditionen damals: ein Kupon von 6,875 Prozent und 100 Prozent Rückzahlung. Doch der Kurs des Papiers lag zuletzt nach der Ankündigung des Insolvenzantrags nur noch bei etwas mehr als 20 Prozent. Das ist Wasser auf die Mühlen jener, die seit geraumer Zeit davor warnen, dass sogenannte Mittelstandsanleihen für Privatanleger ein riskantes Investment seien.

(RP)
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