Berlin IWF fordert höhere Löhne und weniger Steuern

Berlin · In seinen Empfehlungen für Deutschland fordert der Währungsfonds

Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert von Deutschland Steuerentlastungen sowie höhere Löhne und zusätzliche Investitionen. "Der zur Verfügung stehende finanzielle Spielraum sollte genutzt werden für Initiativen, um das Wachstumspotenzial ebenso zu verbessern wie Investitionen in die Infrastruktur und Digitalisierung, Kinderbetreuung, Flüchtlingsintegration und für eine Senkung der Steuerlast auf Arbeit", heißt es in den gestern vorgelegten Empfehlungen für Deutschland.

Darin wird zugleich angemahnt: "Ein nachhaltiger Anstieg der Löhne und Inflation in Deutschland ist erforderlich, um die Preissteigerung in der Eurozone anzuheben und eine Normalisierung der Geldpolitik zu erleichtern." IWF-Expertin Enrica Detragiache sagte, der Fonds wisse, dass die Lohnpolitik Sache der Tarifpartner sei. Aber eine stärkere Lohndynamik würde die Binnenkonjunktur ankurbeln.

Den deutschen Leistungsbilanzüberschuss von zuletzt über acht Prozent der Wirtschaftsleistung hält sie für weit überhöht. "Wir würden einen Leistungsbilanzüberschuss von zweieinhalb bis fünfeinhalb Prozent auf mittlere Sicht als im Einklang mit den fundamentalen Faktoren betrachten", sagte sie.

Der Fonds spricht sich für eine weitere Rentenreform aus. Diese müsste einen Anreiz schaffen, länger zu arbeiten. Dies würde Einkommen im Alter erhöhen und die Notwendigkeit reduzieren, für den Ruhestand zu sparen. Bei Maßnahmen gegen Armut sollten die Errungenschaften der vergangenen Arbeitsmarktreformen bewahrt werden, heißt es mit Blick auf die Agenda-Pläne von Martin Schulz.

Die anziehenden Immobilienpreise in Deutschland rechtfertigen nach Meinung des IWF eine enge Überwachung des Marktes. Um das Angebot von Wohnimmobilien kurzfristig zu steigern, müssen die Kommunen ermutigt werden, Beschränkungen aufzuheben.

Insgesamt bescheinigt der Fonds Deutschland, dass sich die offene und innovative Wirtschaft gut entwickelt habe - durch umsichtiges Management, frühere Strukturreformen und ein gut entwickeltes soziales Sicherheitsnetz. Das Beschäftigungswachstum sei stark, die Arbeitslosenquote liege auf einem Rekordtief. Dennoch bliebe das Lohnwachstum gedämpft, Unternehmensinvestitionen fehle es an Dynamik, die Demografieprobleme belasteten die langfristigen Wachstumsaussichten. Das müsse Deutschland angehen.

(dpa/rtr)
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