Washington IWF vermeidet neue Führungskrise

Washington · Das Direktorium des Fonds spricht Christine Lagarde sein Vertrauen aus.

IWF-Chefin Christine Lagarde bleibt trotz des Schuldspruchs eines Pariser Gerichts in der Tapie-Affäre im Amt. Das Direktorium des Internationalen Währungsfonds (IWF) sprach der Französin sein Vertrauen aus. Sie habe sich viel Respekt und Vertrauen erarbeitet und könne ihren Aufgaben weiterhin effektiv nachkommen. Der Fonds hat damit mehr als fünf Jahre nach dem Abgang seines früheren Chefs Dominique Strauss-Kahn wegen eines Sex-Skandals eine neue Führungskrise vorerst abgewendet.

Lagarde war vom Gerichtshof der Republik für schuldig befunden worden, 2008 in der Affäre um eine staatliche Schadenersatzzahlung an den Unternehmer Bernard Tapie als Finanzministerin fahrlässig gehandelt zu haben. Ihr wurde angekreidet, dass sie nichts unternommen habe, um die Zahlung anzufechten. Bestraft wurde sie aber nicht.

Lagarde kündigte an, nicht in Berufung zu gehen. Sie sei zwar nicht glücklich mit dem Urteil: "Aber es gibt einen Punkt, an dem man aufhören muss." Sie wolle weitermachen mit ihrer Arbeit beim IWF, nachdem ihr nun das Vertrauen ausgesprochen worden sei. US-Finanzminister Jack Lew sprang ihr bei und nannte sie eine starke Führungskraft: "Wir haben volles Vertrauen in ihre Fähigkeiten, den Fonds durch eine für die Weltwirtschaft kritische Zeit zu steuern."

Auch der künftige Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Agustin Carstens, stärkte der Französin den Rücken und sagte, er freue sich auf die weitere Arbeit mit ihr. Carstens, Chef der mexikanischen Notenbank, wechselt im Herbst 2017 auf den Führungsposten der BIZ in Basel, die als Notenbank der Zentralbanken gilt. Diese hatte sich jüngst besorgt über Anzeichen für zunehmenden Protektionismus im Welthandel gezeigt. Diese Warnung gewinnt dadurch an Brisanz, dass mit Donald Trump 2017 ein Freihandelsskeptiker US-Präsident wird.

Der von 189 Staaten getragene Währungsfonds ringt derzeit zudem um seine Rolle bei Finanzhilfen für Griechenland. Der klamme Euro-Staat steckt bereits im dritten Rettungsprogramm. Dieses umfasst bis zu 86 Milliarden Euro. Erst wenn der umstrittene Abschluss der Reformüberprüfung über die Bühne ist, will der IWF entscheiden, ob er sich am laufenden Programm beteiligt. Lagarde kann diese schwierige Aufgabe nun angehen.

(rtr)
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