Tokio Japan fällt in die Rezession zurück

Tokio · Im dritten Quartal ist die Wirtschaft um 0,8 Prozent geschrunpft - deutlich stärker, als Analysten das erwartet hatten. Vor allem die Unternehmen drosseln ihre Investitionen. Der Konsum macht Hoffnung.

Japan ist erneut in eine Rezession geschlittert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im dritten Quartal um eine hochgerechnete Jahresrate von 0,8 Prozent, wie die Regierung bekanntgab. Im Vorquartal war die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt nach revidierten Berechnungen um 0,7 Prozent geschrumpft. Bei einem Rückgang in zwei Quartalen in Folge sprechen Ökonomen von einer technischen Rezession. Analysten hatten lediglich mit einem Rückgang von etwa 0,2 Prozent gerechnet.

Es ist das zweite Mal seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Shinzo Abe Ende 2012, dass das Land in eine solche Situation gerät. Erst im vergangenen Jahr hatte eine Mehrwertsteuererhöhung Japan eine Rezession eingebrockt, die das Land nur mühsam hinter sich lassen konnte.

Dennoch zeigte sich der Minister für Wirtschafts- und Fiskalpolitik, Akira Amari, gestern zuversichtlich, dass Japan sich weiterhin moderat erholen werde. Der Rückgang fiel zwischen Juli und September indes deutlicher aus als von Ökonomen erwartet. Im Vergleich zum Vorquartal sank das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent. Die Börse in Tokio gab daraufhin nach. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte fiel um 1,04 Prozent

Regierungschef Abe war angetreten, Japan mit Hilfe seiner "Abenomics" genannten Wirtschaftspolitik aus schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen, einer aggressiven Lockerung der Geldpolitik und Reformen aus der Stagnation und Deflation zu führen. Doch gerade bei den angekündigten Strukturreformen sehen Ökonomen weiter erheblichen Handlungsbedarf.

Angesichts der Sorge um ein schwächeres Wachstum in China und der Weltwirtschaft drosselten die japanischen Unternehmen ihre Investitionen. Die Kapitalausgaben sanken im zweiten Quartal in Folge, und zwar um 1,3 Prozent. Auch ein Abbau der Lagerbestände verlangsamte das Wachstum. Wegen der rapiden Überalterung der japanischen Gesellschaft haben die Unternehmen in Japan zunehmend mit einem Mangel an Arbeitskräften zu kämpfen.

Positiv werteten Ökonomen, dass der private Konsum, der zu rund 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung Japans beiträgt, gestiegen ist - auch wenn das Plus nur relativ schwache 0,5 Prozent betrug. Im vorangegangen Quartal waren die Verbraucherausgaben noch um 0,6 Prozent zurückgegangen. Die Exporte legten zudem diesmal um 2,6 Prozent zu, nachdem sie im Vorquartal um 4,3 Prozent eingebrochen waren. Die Regierung und private Ökonomen rechnen im laufenden Quartal wieder mit einem Wachstum.

Dennoch könnte der Druck auf die Regierung und die Notenbank steigen, die Wirtschaft weiter anzukurbeln. Im Gespräch ist bereits ein Nachtragshaushalt zum Jahresende. Ob die Notenbank angesichts des gestiegenen Privatkonsums die ohnehin bereits weit geöffneten Geldschleusen noch weiter aufreißen wird, ist jedoch fraglich.

(dpa)
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