Düsseldorf Japaner kaufen Sanitärhersteller Grohe

Düsseldorf · Für fast drei Milliarden Euro übernimmt der japanische Konzern Lixil den Düsseldorfer Armaturen-Hersteller Grohe. So viel investierten Japaner noch nie in eine Übernahme in Deutschland. Es soll ein neuer Weltmarktführer entstehen.

Heute ist Grohe der größte Hersteller von Badarmaturen in ganz Europa. Monatelang waren die bisherigen Eigentümer auf Brautschau. Bislang gehört das Düsseldorfer Unternehmen, das einst im MDax an der Börse notiert war, den Finanzinvestoren TPG und DLJ Merchant Banking Partners. Parallel zum Verkauf hatten beide auch einen erneuten Börsengang geprüft. Jetzt aber schlagen die Japaner zu. Grohes japanischer Konkurrent Lixil greift zusammen mit der Development Bank of Japan nach der deutschen Edelmarke. Vorausgesetzt, das Kartellamt genehmigt den Deal, entstünde der weltweit größte Hersteller von Armaturen für Bäder. Experten erwarten von dem fusionierten Unternehmen einen Branchenumsatz von mehr als vier Milliarden Euro.

Nach eigenen Angaben hat Lixil 2,7 Milliarden Euro für Grohe geboten. Das ist ein Rekord, denn noch nie hat ein japanisches Unternehmen mit einer so hohen Summe in Deutschland investiert. Mit 87,5 Prozent, die Lixil für den Preis erwirbt, hätten die Japaner fast uneingeschränkt das Sagen bei dem Traditionskonzern. Grohe-Chef David Haines sieht in Lixil den "perfekten Partner" für Grohe. So gebe es kaum Marktüberschneidungen, beide Unternehmen seien auf einem ehrgeizigen Wachstumskurs. Nach Haines Worten würde Grohe innerhalb des japanischen Konzerns relativ unabhängig bleiben. Ein knappes Viertel der 9000 Beschäftigten arbeitet noch in Deutschland. Haines will auch nach der Übernahme an der Spitze von Grohe bleiben, hat nach eigenen Angaben bereits einen neuen Fünf-Jahres-Vertrag unterschrieben.

Lixil ist laut Grohe das größte Wohnbau- und Baustoffunternehmen Japans. Der Konzern produziert Fensterrahmen und Türen ebenso wie Sanitärausstattung, betreibt Baumärkte und ein Netz von Wohnbaufirmen. Zuletzt erzielte er einen Konzernumsatz von knapp elf Milliarden Euro. Neben den neuen japanischen Eigentümern bleiben bei Grohe die Gründer der chinesischen-Tochter Joyou als Minderheitsaktionäre an Bord. Sie halten weiterhin 12,5 Prozent der Grohe-Anteile.

Nach neun Jahren trennen sich die Finanzinvestoren TPG und DLJ von Grohe – und machen ordentlich Kasse. 2004 hatten sie das Unternehmen für 1,5 Milliarden Euro übernommen und grundlegend auf den Kopf gestellt. 1000 Arbeitsplätze wurden damals als Restrukturierungsmaßnahme in Deutschland abgebaut. Das war der Auslöser für die vom damaligen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering angestoßene Heuschrecken-Debatte um das rabiate und ausschließlich rendite-orientierte Vorgehen von Finanzinvestoren.

Der Firmenname Grohe führt übrigens häufig zu Verwechslungen. Die beiden Badarmaturenhersteller Grohe und Hansgrohe haben einen ähnlichen Namen, sie sind in der gleichen Branche aktiv, und sie haben ihre Wurzeln beide in der Familie Grohe. Und doch sind die Grohe AG in Düsseldorf und die Hansgrohe SE mit Sitz in Schiltach im Schwarzwald seit vielen Jahrzehnten erbitterte Konkurrenten. Beide Linien entzweiten sich, als Friedrich Grohe nicht die Firma seines Vaters Hans Grohe übernahm, sondern stattdessen nach Westfalen zog und dort 1936 ein eigenes Unternehmen aufbaute. An der Grohe AG ist die Familie allerdings seit 1999 nicht mehr beteiligt. An der etwas kleineren Firma Hansgrohe hält sie noch 32 Prozent, stellt mit Klaus Grohe den Aufsichtsratschef und mit Richard Grohe den designierten Vorstandschef.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort