57 Prozent der deutschen Haushalte wohnen zur Miete Jeder dritte Mieter könnte ein Haus kaufen

Berlin/Düsseldorf · Eine Studie für die Sparda-Banken hat ergeben, dass sich deutlich mehr Haushalte eine Wohnimmobilie leisten könnten. In NRW besitzen rund 40 Prozent der Menschen ein Haus oder Wohnung. Doch nicht überall lohnt sich der Kauf.

Deutschland ist weniger ein Land der Häuslebauer als vielmehr der Mieter. In Zeiten niedriger Zinsen aber, meinen Experten, lohnt sich Kaufen vielerorts eher als Mieten. Aber kommt tatsächlich die Abkehr von Deutschland, einig Mieterland?

Die Zahlen sprechen derzeit noch nicht dafür. Das Statistische Bundesamt etwa hat erst in dieser Woche Berechnungen veröffentlicht, wonach nur 43 Prozent der rund 40 Millionen deutschen Haushalte in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus leben. 57 Prozent hingegen wohnen zur Miete - ein Verhältnis, das sich seit etwa zehn Jahren kaum geändert hat.

Das Geld, um Wohneigentum zu kaufen, hätten aber deutlich mehr Haushalte. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die von den Instituten Prognos und Allensbach für den Verband der Sparda-Banken erstellt wurde. Demnach könnte sich jeder dritte Mieter in Deutschland theoretisch ein Eigenheim leisten. Der Durchschnittspreis für das eigene Einfamilienhaus: Etwa fünf Jahresnettoeinkommen eines durchschnittlichen deutschen Haushalts. Wie viel aber tatsächlich zu zahlen ist, variiert stark je nach Region.

In Nordrhein-Westfalen etwa müssen Haushalte für ein Einfamilienhaus nur etwas mehr Geld als im Bundesdurchschnittausgeben, Bauland aber ist im Schnitt um 25 Prozent teurer als bundesweit. Verantwortlich für den deutlich höhren Wert ist vor allem das exorbitant hohe Preisniveau für Bauland in Düsseldorf. Im Bundesschnitt kostet ein Quadratmeter baureifes Land 129 Euro, in der NRW-Landeshauptstadt fast 700 Euro. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Regionalstudie für NRW hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Auch diese Analyse haben Prognos und Allensbach für die Sparda-Banken errechnet.

Die Experten kommen in ihrer Studie auch zu dem Schluss, dass die Kaufpreise für Einfamilienhäuser und für Eigentumswohnungen stark von den Bundeswerten abweichen: Für Eigentumswohnungen liegen die Preise in NRW rund 23 Prozent unter dem Bundestrend, nämlich bei 1450 statt 1880 Euro pro Quadratmeter. Für Einfamilienhäuser muss dagegen im Schnitt ein um 14 Prozent höherer Preis gezahlt werden: Bundesweit knapp 223 000 Euro, in NRW 254 000 Euro.

Wo sich diese Investitionen lohnen, ist neben den Kosten auch von den Zukunftschancen einer Stadt oder eines Kreises abhängig. Paderborn etwa attestieren die Experten vorhandene Zukunftschancen, dort müssen aber nur unterdurchschnittliche 4,8 Jahresnettoeinkommen für ein Einfamilienhaus aufgewendet werden. Andersherum gilt das Beispiel Dortmund. 6,4 Jahresnettoeinkommen kostet ein Einfamilienhaus in der Metropole - ein überdurchschnittlicher Preis, obwohl Prognos dort durchaus Zukunftsrisiken sieht.

Das Kölner Wirtschaftsinstitut IW hat unterdessen ermittelt, dass im Jahr 2009 in nur sieben Prozent der deutschen Landkreise Kaufen wirtschaftlich attraktiver als Mieten gewesen ist - 2013 immerhin schon in 27 Prozent der Kreise. Als Hauptgrund für die Trendwende gelten die stark gesunkenen Hypothekenzinsen. 2009 lagen sie laut IW im Schnitt noch bei 4,4 Prozent, vier Jahre später bei knapp 2,8 Prozent. Aber nur ein Drittel der Mieter mit Plänen für den Erwerb einer Immobilie stehen den niedrigen Zinsen skeptisch gegenüber. Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund warnt daher vor überstürzten Käufen. "Es gibt keine Garantie, dass die Zinsen in zehn Jahren immer noch so niedrig sind" - und weil dann meistens umgeschuldet wird, droht eine höhere Belastung.

(jd)
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