Köln Kabelnetzfirmen greifen Telefonkonzerne härter an

Köln · Stark wie nie präsentieren sich ab heute in Köln UnityMedia und Co. Als Reaktion kooperieren Telekom und Vodafone.

Köln: Kabelnetzfirmen greifen Telefonkonzerne härter an
Foto: Firma

Viele Jahre lang waren die Kabelnetz-Firmen eine der langweiligsten Branchen Deutschlands – jedermann bekannte TV-Programme wurden eben per Koaxialkabel in die Haushalte übertragen. Auf dem heute beginnenden jährlichen Kongress der Kabelnetz-Firmen in Köln zeigt sich, wie sich die Welt geändert hat: "UnityMedia und Kabel-Deutschland haben sich zu den gefährlichsten Herausforderern der Telekom und der anderen DSL-Firmen im Internetgeschäft entwickelt", sagt Holger Neinhaus, Vorstand der Düsseldorfer Beratungsfirma SMP AG. Gemäß einer neuen Studie der Firma liegt UnityMedia vor allen Wettbewerbern bei Kosten und Geschwindigkeit des Anschlusses, Kabel-Deutschland liegt bei diesen zwei Kriterien auf Platz zwei – alle Anbieter von Internet über die Telefonleitung (DSL) schneiden schlechter ab in der repräsentativen Befragung von Internetnutzern.

Bei Netzstabilität und beim Service schlägt die Telekom zwar alle Konkurrenten, doch UnityMedia liegt auf Platz zwei. Und ausgerechnet Vodafone aus Düsseldorf schneidet bei der Stabilität des Netzes und beim Service nur mit Rang fünf ab – nur die Münchener O2 ist noch schlechter.

Die schwache Performance hat Folgen. So verloren Vodafone und O2 vergangenes Jahr jeweils rund fünf Prozent der DSL-Kunden, während UnityMedia um 17 Prozent zulegte und Kabel-Deutschland um 15 Prozent expanierte. Jetzt liegt UnityMedia bei 2,1 Millionen Online-Verträgen, Kabel-Deutschland bei 1,7 Millionen Internetkunden – das sind gemeinsam mehr als Vodafone mit 3,3 Millionen Verträgen.

Die neue Stärke der Kabelnetzfirmen führt zu neuer Gemeinsamkeit der DSL-Anbieter. So haben sich Vodafone und O2 in den vergangenen Wochen verpflichtet, der Telekom viele Millionen Euro für die Aufrüstung des Netzes zu überweisen. Insgesamt will die Telekom sechs Milliarden Euro investieren, um mit der Technik "Vectoring" künftig fast jedem zweiten Haushalt DSL-Anschlüsse von bis zu 100 Megabit/Sekunde anzubieten. Und damit das viel schnellere Netz auch ausgelastet wird, werden Vodafone und O2 die neuen Anschlüsse unter ihrem Namen vermarkten – sie werden faktisch Untermieter der Telekom.

Die Kabelnetz-Branche schockt das alles nur wenig. Ein Übertragungstempo von 100 Megabit/Sekunde bietet sie seit Jahren an – sicherlich einer der Hauptgründe für das schnelle Wachstum. Und die künftigen Volumengrenzen bei DSL-Verträgen der Telekom sollen weitere Verträge bringen. "Volumengrenzen planen wir nicht. Auch darum wachsen wir weiter", erklärt denn auch UnityMedia-Chef Lutz Schüler.

(RP)
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