Essen Karstadt macht wieder Gewinn

Essen · Der Konzern belohnt seine Mitarbeiter. Für 2015 kündigt er erstmals seit Jahren schwarze Zahlen an.

Heute in neun Wochen ist der Heiligabend schon wieder vorbei. Die meisten Geschenke sind ausgepackt, und etliche davon haben die Schenkenden vom Weihnachtsgeld bezahlt, das ihnen ihr Arbeitgeber (vermutlich Ende November) ausgezahlt hat. Das gilt auch für die Belegschaft des Warenhauskonzerns Karstadt. Die bekommt entgegen den bisherigen Planungen nun doch Weihnachtsgeld für 2015. Damit will sich der Konzern sozusagen für harte Arbeit in schweren Zeiten bedanken. "Wir werden mit Zustimmung unserer Eigentümer und in Abstimmung mit dem Gesamtbetriebsratschef den Mitarbeitern in diesem Jahr Weihnachtsgeld bezahlen", hat Vorstandschef Stephan Fanderl der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt.

Womöglich motiviert das die Arbeitnehmer im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft zusätzlich. Die vier Wochen vor dem Christfest, vor allem die Advents-Wochenenden, sind für ein Handelsunternehmen in Deutschland die wichtigste Zeit des Jahres.

Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass Karstadt positive Botschaften aussendet. Im Sommer ist das im Zuge der Sanierung gestundete Urlaubsgeld gezahlt worden, und nach dem Verkauf der Filialen an einen neuen Eigentümer wurden die Niederlassungen in Mönchengladbach und Dessau vor der Schließung bewahrt. In diesem Jahr wird der Konzern erstmals seit Jahren wenigstens operativ wieder Gewinn machen. Gestern hat Konzernchef Fanderl dem Aufsichtsrat die Zahlen für das am 30. September zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2014/15 vorgelegt, und die waren den Angaben des Managers zufolge positiv: "Wir verdienen an der Ladenkasse wieder Geld und sind mit einem zweistelligen Millionenbetrag im Plus. Das ist eine Riesenleistung."

Zumindest sind die Zahlen ein Beleg dafür, dass die Sanierung bei Karstadt ein Stück weit greift. Der Umsatz soll 2014/15 zwar um fast drei Prozent auf rund 2,1 Milliarden Euro gesunken sein, doch die Profitabilität habe sich deutlich verbessert, heißt es. Das Erlösminus ist demnach unter anderem auf die zwischenzeitliche Straffung des Sortiments und groß angelegte Rabattaktionen zurückzuführen. Mittlerweile ist das Angebot verändert worden, mehr regional zugeschnitten, mit weniger Lagerbestand, was die Kosten bei Karstadt hat sinken lassen.

Unter dem Strich steht zwar immer noch ein Minus, aber auch das ist dem Vernehmen nach um zwei Drittel auf knapp 70 Millionen Euro geschrumpft. Dabei profitiert Karstadt allerdings auch von den Früchten des Sparprogramms. Rund 50 Millionen Euro sind an Personalkosten gespart worden. Nach so viel erneuten Opfern durch die Mitarbeiter ist es kein Wunder, dass Gesamtbetriebsratschef Jürgen Ettl in dieser Woche das Management aufgefordert hatte, für 2015 Weihnachtsgeld zu zahlen. Und somit ist es nicht klar, ob der Vorstand diese Zahlung schon vor Ettls Aussagen geplant hatte oder ob die Führungsriege erst durch die Aussagen Ettls motiviert worden ist.

Wie auch immer: Karstadt hat einen Schritt getan, ohne dass die Zeiten in Essen deshalb schon rosig wären. Die Rückkehr in die Tarifbindung, aus der das Unternehmen vor drei Jahren ausgestiegen ist, wird seither erfolglos von der Gewerkschaft Verdi eingefordert. Von Filialschließungen ist derzeit in der Essener Zentrale keine Rede, aber das Sparprogramm läuft weiter. Die Zukunft des Warenhaus-Betreibers hängt davon ab, ob sich das Umbaukonzept dauerhaft am Markt durchsetzt. Karstadt, das sein Angebot stark auf Textilien ausgerichtet hat, muss seinen Platz finden zwischen Spezialisten wie H&M und Zara auf der einen sowie Textildiscountern wie Kik auf der anderen Seite. Die Sanierung ist noch auf zwei weitere Jahre angelegt. Ein harter Weg.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort