Köln Kaufhof-Eigner HBC: Streit ums Warenhaus

Köln · Das Management der Kanadier hält am europäischen Warenhausgeschäft fest, der HBC-Investor Land and Buildings will Galeria Kaufhof und Co. loswerden. Die jüngsten Entwicklungen sind Wasser auf die Mühlen unzufriedener Aktionäre.

Knapp zwei Jahre nach der Veräußerung an den kanadischen Handelskonzern HBC geht in der Belegschaft von Galeria Kaufhof die Sorge um, das Unternehmen könne schon wieder verkauft werden. Der Grund: Der HBC-Aktionär Land and Buildings hat nach eigenem Bekunden einen potenziellen Käufer an der Hand. Der habe ein "ernsthaftes Interesse", ließ Land and Buildings erklären, ohne den Namen zu verraten.

Ob es den wirklich gibt, bleibt einstweilen offen. Natürlich wird in solchen Momenten darüber spekuliert, ob der Karstadt-Eigner Signa mit dem schillernden René Benko als prominentem Gesicht einen neuen Anlauf nehmen könnte, eine deutsche Warenhaus-AG zu schmieden. Allerdings hat HBC vor Wochen klar signalisiert, man plane keine Geschäfte mit Benko.

Unabhängig davon hat Land and Buildings mit seiner Ankündigung eines auf jeden Fall erreicht: Der Aktienkurs von HBC stieg gestern zeitweise um acht Prozent. Der 4,3-Prozent-Anteil, den Land and Buildings nach eigenen Angaben hält, war damit zwischenzeitlich 70 Millionen Euro mehr wert als vorher. Danach fiel der Wert der Aktie allerdings wieder. Sollte es sich also "nur" um ein Manöver gehandelt haben, den Aktienkurs anzuschieben, wäre das daneben gegangen.

Land and Buildings gilt als sogenannter aktivistischer Investor. Der Begriff bezeichnet Eigentümer, die versuchen, sich aktiv ins operative Geschäft einzumischen. Dies tun sie, weil sie glauben, das Management eines Unternehmens verfolge eigene Interessen, die diametral zu denen der Aktionäre stehen - und Wert vernichten.

Genau diese Gemengelage ist im Streitfall Galeria Kaufhof nicht zu übersehen. Die HBC-Führung lässt keine Gelegenheit aus, die immense Bedeutung des Warenhausgeschäftes in Europa zu betonen. Der Kontinent macht immerhin auch ein Drittel des gesamten HBC-Geschäftes aus. In den Niederlanden sind die Kanadier gerade mit großen Hoffnungen gestartet, und sie werden nicht müde, die Wichtigkeit von Galeria Kaufhof zu betonen.

Aber natürlich ist der deutsche Einzelhandel nicht unbedingt die Sparte, die einem Investor die größte Profitabilität verspricht. Darum würde Land and Buildings die Warenhäuser am liebsten komplett verbannen. "Verkaufen", lautet die Forderung des Unternehmens, das von dem ehemaligen Hedgefonds-Manager Jonathan Litt geführt wird. Dann könnte man Immobilien gewinnbringender nutzen, so das Kalkül.

So lange man sich bei Galeria Kaufhof auf die Investitionszusagen der kanadischen Mutter (eine Milliarde Euro binnen fünf bis sieben Jahren) verlassen kann, ist alles gut. Aber zum einen müssen die ja auch aus dem operativen Geschäft verdient werden, das nach teils deutlichen Mieterhöhungen nicht überall genug abwirft. Zum anderen spielt die jüngste Diskussion um die Warenkreditversicherer, die Kaufhof-Lieferanten die Garantielimits gekürzt hatten, dem HBC-Investor natürlich in die Hände. Denn sie suggeriert, dass das Warenhausgeschäft erhebliche Probleme hat. "Natürlich ist die Lage im Textilhandel nicht rosig, aber es kann keine Rede davon sein, dass Galeria Kaufhof am Abgrund steht", sagt ein Insider.

Aber rote Zahlen hat das Warenhaus zuletzt schon noch geschrieben - wie Mutter HBC. Deren Minus ist im abgelaufenen Quartal auf umgerechnet 136 Millionen Euro gestiegen. Das stößt HBC-Aktionären sauer auf. Land and Buildings, so heißt es, würde HBC gern von der Börse nehmen und seinen Anteil versilbern. Dafür bräuchte der Investor aber eine außerordentliche Hauptversammlung. Die müsste mit Mehrheit den Abschied von der Börse beschließen. Die Chancen dafür gelten als relativ gering.

(RP)
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