Frankfurt/M. Kirch-Prozess: Ackermann gibt Juristen die Schuld

Frankfurt/M. · Der Manager räumt eine Falschaussage ein. Er habe sich womöglich durch die Rechtsabteilung beeinflussen lassen.

Die Aufarbeitung des Streits um die Pleite des verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch ist für die Deutsche Bank noch längst nicht zu Ende. Dazu trägt auch ein Brief des früheren Konzernchefs Josef Ackermann bei, den dieser an die Staatsanwaltschaft München geschrieben haben soll. In diesem Schreiben hat Ackermann nach Angaben der "Bild am Sonntag" eingeräumt, dass er im Kirch-Prozess nicht die Wahrheit gesagt habe. Gleichzeitig betont der frühere Spitzenmanager, er habe nicht bewusst falsch oder widersprüchlich ausgesagt. Seine Einlassungen seien vielmehr auf großen Zeitdruck zurückzuführen und darauf, dass er sich nicht ausreichend auf seine Zeugenaussage habe vorbereiten können. Mit der Affäre Kirch habe er sich erst nach seinem Ausscheiden aus der Deutschen Bank - das war Ende Mai 2012 -beschäftigt. Es sei möglich, dass er sich dabei durch die Rechtsabteilung der Deutschen Bank habe beeinflussen lassen.

Die Bank äußert sich nicht zu dem Schreiben, das vom 30. Januar dieses Jahres stammen soll. Darin gibt der 66-jährige Ackermann die Schuld für sein mögliches Fehlverhalten quasi den Juristen seines ehemaligen Arbeitgebers in die Schuhe. Das klingt zwischen den Zeilen durch, auch wenn der Ex-Manager sich sehr vorsichtig äußert. Gegen Ackermann wird in der Angelegenheit ebenso ermittelt wie gegen seinen Vorgänger Rolf Breuer, der 2002 in einem Interview mit dem TV-Sender Bloomberg durch Aussagen zur angeblichen Kreditwürdigkeit Kirchs die Affäre ins Rollen brachte, und seinen Nachfolger, den amtierenden Co-Vorstandsvorsitzenden Jürgen Fitschen. Der Verdacht gegen das Trio: Prozessbetrug. Zivilrechtlich hat die Bank die Akte Kirch schon geschlossen. Nach jahrelangen Streitigkeiten zahlte sie den Erben des verstorbenen Medineunternehmers rund 925 Millionen Euro und beendete das Verfahren.

Doch der strafrechtliche Teil ist eben getrennt davon zu sehen. Nach bislang unbestätigten Informationen hat die Staatsanwaltschaft München Anklage gegen Ackermann, Breuer, Fitschen sowie die früheren Vorstände Clemens Börsig (auch Ex-Aufsichtsratsvorsitzender) und Tessen von Heydebreck erhoben. Eine Bestätigung stand bislang deshalb noch aus, weil es noch keine offizielle Erklärung darüber gab, dass die Anklage allen Prozessbeteiligten offiziell zugestellt wurde. Auch das Landgericht München hat sich dazu bisher noch nicht geäußert. Die Staatsanwaltschaft bestätigte jüngst nur, dass die Ermittlungen abgeschlossen seien, nannte aber keine Namen.

(gw)
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