Essen Kontrolleure entmachten RWE-Chef

Essen · Teriums Pläne sind durchkreuzt: Er soll die Macht künftig mit Rolf Martin Schmitz teilen.

Eigentlich wollte RWE-Chef Peter Terium den Aufbruch in die Zukunft verkünden. Er ist im Silicon Valley, wo RWE ein Fünf-Mann-Team und 15 Millionen Euro investiert hat. Doch es interessierten nur Personalien: Denn Terium (52) muss die Macht künftig teilen. Er soll zwar Chef der neuen Gesellschaft werden, in die der Konzern ab April seine zukunftsträchtigen Geschäfte Netze, Vertrieb, Ökostrom ausgliedert. Die Führung der RWE AG soll dagegen (wie berichtet) Rolf Martin Schmitz übernehmen. Terium wollte dazu nichts sagen: "Es ist Sache des Aufsichtsrates, sich hierzu Gedanken zu machen."

Hat er auch - und vor allem Teriums Plan durchkreuzt, der beide Gesellschaften vorübergehend in Personalunion führen wollte. "Die Banken hätten das nicht mitgemacht und zwar aus gutem Grund", sagte eine Aufsichtsrat. Im Konzern müsse es nach der Aufspaltung klare Verantwortlichkeiten geben.

Auch die Kommunen sahen die Machtgelüste des Niederländers mit Sorge und warfen ihm vor, persönliche Eitelkeit über RWE-Interessen zu stellen - etwa beim Rauswurf des Hoffnungsträgers Arndt Neuhaus. Entsprechend gefällt ihnen die neue Lösung: Schmitz ist ihr Mann. Der 58-jährige Ingenieur hat bei Steag, Veba und Rheinenergie gearbeitet, er kennt die Sorgen der Städte und ist bundespolitisch bestens vernetzt. Als früherer Verwaltungsratschef des 1. FC Köln hat er gezeigt, wie man Strippen zieht. Schon 2012 wollten die Städte, die 25 Prozent an RWE halten, den Mönchengladbacher auf den Chefsessel heben. Doch Aufsichtsrats-Chef Manfred Schneider erzwang unter Rücktritts-Androhung, dass die Kommunen Terium zustimmten. Schmitz wurde Vize-Chef. Und als der suchte er nach Wegen aus der tiefen Krise. Die Idee einer Atomstiftung für die Branche stammt vor allem aus Schmitz Feder, er gilt als Architekt der geplanten Aufspaltung.

Ironie der Geschichte: Der Unterlegene von 2012 wird jetzt der neue starke Mann von RWE. Zwar wird Terium mit der intern Newco genannten Gesellschaft das größere Unternehmen (40.000 Mitarbeiter) führen. Doch die Newco ist Tochter der RWE AG - und die führt Schmitz. Damit ist er auch für Kohle- und Atomkraftwerke verantwortlich. Terium-Getreue streuten gestern, Schmitz bleibe ja nur für drei Jahre, dann ende sein Vertrag, während Teriums Vertrag noch bis 2021 laufe.

Wenn sie sich da mal nicht täuschen. Teriums Botschaften aus Silicon Valley blieben übersichtlich: RWE will etwa mit dem Startup Bidgely eine App herausbringen, die dem Kunden sagt, ob er sein Bügeleisen ausgestellt hat. In zwei bis drei Jahren sollen die Projekte Geld verdienen. Wie viel, sagte Terium nicht. Nur so viel: "Ich habe Innovation zur Chefsache gemacht."

(anh)
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