Tokio Kursfeuerwerk an Asiens Börsen

Tokio · China und Hongkong melden deutliche Zuwächse, in Japan steigt der Nikkei sogar auf den höchsten Stand seit sieben Jahren. Die Aussicht auf weitere Konjunkturhilfen durch die Regierungen beflügelt die Hoffnungen der Investoren.

Die Aussicht auf weitere Konjunkturhilfen in Japan und China hat die Kurse an den Aktienmärkten in Fernost kräftig angetrieben. In Tokio schoss der Nikkei-Index um 7,7 Prozent in die Höhe auf 18.770 Punkte. Das war der größte Tagesgewinn seit dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2008. Angetrieben wurden die Kurse vor allem durch Ankündigungen des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe, die Unternehmensteuern zu senken. Auch in China erholten sich die Kurse. Der MSCI-Index asiatisch-pazifischer Aktien außerhalb Japans lag rund drei Prozent im Plus. In China legte der Leitindex der Börse Shanghai ebenso um rund zwei Prozent zu wie der Index der 300 wichtigsten Werte in Shanghai und Shenzhen. In Hongkong kletterte der Index sogar um rund drei Prozent.

Anleger zeigten sich angesichts weiterer Konjunkturstützen wieder etwas optimistischer, wenngleich die Unsicherheit über die Wachstumsaussichten in China noch nicht vollständig gewichen ist. Doch zumindest hat die nach schwachen Import- und Exportdaten erfolgte Ankündigung der Regierung in Peking, die heimische Wirtschaft mit umgerechnet insgesamt zehn Milliarden Euro anzukurbeln, die Märkte beruhigt.

Und Chinas Führung ist auch zu weiteren Stützungsmaßnahmen bereit. Sie werde Kurs halten, aber gegebenenfalls auch vorbeugend aktiv werden, betonte Ministerpräsident Li Keqiang bei einer Veranstaltung des Weltwirtschaftsforums in der Stadt Dalian im Nordosten der Volksrepublik: "Wir werden uns durch kurzfristige wirtschaftliche Schwankungen jedoch nicht von unserer auf das große Ganze ausgerichteten Linie abbringen lassen." Die staatlichen Wirtschaftslenker in Peking haben ein Wachstumsziel von sieben Prozent für dieses Jahr ausgegeben und sehen die Wirtschaft des Landes auf Kurs. "Der Trend der Wirtschaft entwickelt sich in eine positive Richtung", sagte Li Keqiang und verwies auf mehr als sieben Millionen neue Jobs in städtischen Regionen.

Zugleich verschärft China offenbar den Kampf gegen die Kapitalflucht. Das staatliche Devisenamt "Safe" soll die Banken im Lande angewiesen haben, "verdächtige" Transfers ins Ausland an die Behörde zu melden. Die Kontrollen richteten sich gegen Individuen und Firmen. Die Finanzinstitute müssen demnach registrieren, wenn mehr als fünf Personen eine Summe von mehr als 200 000 Dollar in den vergangenen 90 Tagen gekauft und transferiert haben. Bei Firmen sollen die Banken nach Angaben von Insidern ihr besonderes Augenmerk darauf richten, wenn Transfersummen gestückelt werden. Künftig sollen sie solche Transaktionen nicht mehr für ihre Kunden ausführen dürfen.

Die Turbulenzen an den Finanzmärkten und die Abkühlung der Wirtschaft Chinas schlagen nach Einschätzung der deutschen Automobilindustrie auch auf den Pkw-Markt durch. Audi beispielsweise traut sich angesichts der schwankenden Pkw-Nachfrage derzeit keine Prognose für den Absatz in China zu. Im August habe es allerdings "ein bisschen Licht am Ende des Tunnels" gegeben, sagte Vorstandschef Rupert Stadler. Ihre weltweiten Absatzzahlen für den abgelaufenen Monat will die VW -Tochter heute vorlegen. Dann wird sich auch zeigen, ob das Unternehmen die höhere Zahl der Kundenbesuche bei den Händlern in China in zusätzliche Verkäufe hat ummünzen können.

(RP)
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