Köln/Leverkusen Lanxess ist an vielen Fronten unter Druck geraten

Köln/Leverkusen · Die geplante Streichung von bis zu 1200 Jobs hat den Aktienkurs angeschoben. Anleger hoffen auf 50 Millionen Euro Einsparungen.

An der Börse sind die Sparpläne des Chemiekonzerns Lanxess gut angekommen. Die Aktie legte gestern einen Kurssprung von knapp drei Prozent hin und zählte damit zu den stärksten Werten im Dax. Der Konzern will bis zu 1200 seiner 17 300 Stellen abbauen - in der Verwaltung, im Marketing sowie in der zentralen Forschung und Entwicklung, wie unsere Zeitung gestern berichtet hatte. Betroffen sind unter anderem die Standorte Köln und Leverkusen. Der Konzern wollte dies auch gestern nicht kommentieren und verwies auf den Investorentag am kommenden Donnerstag. Aus Sicht von DZ-Bank-Analyst Peter Spengler könnte der Konzern durch das Sparprogramm im diskutierten Umfang 50 bis 60 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Dies seien auch die Kostensenkungen, die in seiner Schätzung für 2015 berücksichtigt seien.

Der Konzern, der bis 2012 von Erfolg zu Erfolg eilte, ist an mehreren Fronten unter Druck. Lanxess hat sich unter Ex-Chef Axel Heitmann zu sehr auf die Herstellung synthetischen Kautschuks konzentriert. Rund 40 Prozent des Umsatzes entfallen auf diesen Bereich. Entsprechend leidet Lanxess unter der Flaute am Automarkt. Zudem habe der Konzern einen übermäßigen Verwaltungsapparat samt zentraler Entwicklung aufgebaut, heißt es.

Zugleich leidet Lanxess unter den Problemen der gesamten Chemie-Branche. Weltweit sind viele neue Kunststoff-Werke entstanden, was nun angesichts der globalen Konjunkturschwäche zu Überkapazitäten führt. Lanxess baut derzeit für mehrere hundert Millionen Euro zwei Werke in Asien und trägt damit selbst zu den Überkapazitäten bei. Das drückt auf Preise und Gewinne. Auf breiter Front hat Lanxess Umfang und Dauer des nach der Rezession 2008/2009 einsetzenden Chemie-Aufschwungs falsch eingeschätzt. Jetzt gibt es die Quittung.

Neben asiatischen Herstellern wollen auch arabische Produzenten wie Sabic ein immer größeres Stück vom Chemie-Kuchen abhaben. Sie spielen dabei nicht immer Fair Play, wie Branchenvertreter beklagen: So wie der arabische Staat die arabischen Airlines subventioniere und damit der Lufthansa das Leben schwer mache, so subventioniere er auch den Rohstoff-Einkauf der arabischen Chemie-Unternehmen. In den USA wiederum profitieren die Chemie-Reisen von niedrigen Rohstoff- und Energiekosten durchs Fracking. All das setzt deutschen Herstellern zu, vor allem wenn sie nicht in der Spezialchemie, sondern im Basisgeschäft tätig sein.

(RP)
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