Köln Lanxess muss Dax nach drei Jahren verlassen

Köln · Der Kölner Chemiekonzern steigt in den M-Dax ab. Für ihn wird der Wohnungskonzern Annington neues Mitglied der ersten Börsenliga. Das bedeutet einen Imageschaden und drohende weitere Kursverluste für Lanxess.

Als Lanxess einst in die erste Börsen-Liga aufstieg, reiste der damalige Chef Axel Heitmann zur Börse nach Frankfurt, wo ein großes Plakat den Newcomer begrüßte. Heitmann läutete die traditionelle Glocke im Handelssaal und ließ sich beim Warten auf den ersten Kurs als Dax-Konzern ablichten. Bald werde man einen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro einfahren, versprach Heitmann, der es gerne groß mochte.

Vor drei Jahren war das, am 24. September 2012. Seitdem hat sich der Wind gedreht. Bei dem Chemie-Konzern ist nichts mehr, wie es war. Heitmann ist nicht mehr Chef, er musste wegen der einseitigen Ausrichtung des Konzerns auf das Kautschuk-Geschäft gehen. Von Milliarden-Gewinnen spricht keiner mehr, 2014 reichte es gerade mal für 800 Millionen. Und die Lanxess-Aktie, deren Kurs im Dezember 2012 auf über 68 Euro geklettert war, ist auf 44 Euro gefallen. Nun muss das Unternehmen, das einst von Bayer abgespalten worden war, auch den Dax wieder verlassen. Das teilte die Deutsche Börse gestern Abend nach Beratungen des "Arbeitskreises Börsenindizes" mit, der die Zusammensetzung des Dax festlegt, in dem die wichtigsten deutschen Unternehmen versammelt sind.

Alle drei Monate prüfen die Experten dies und schauen dafür auf zwei Ranglisten: Welches sind die 30 deutschen Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung der frei handelbaren Papiere? Und welches sind die 30 Unternehmen, mit deren Aktien der höchste Umsatz an der Börse gemacht wird? Je schwächer sich der Kurs eines Unternehmens entwickelt, desto tiefer rutscht es in der Rangliste.

Drei Jahre haben sich diese Ranglisten nicht wesentlich verändert, die Deutsche Börse ließ den Dax 30 stabil. Doch inzwischen haben sich die Kurse so weit auseinanderentwickelt, dass ein Wechsel zum 21. September nötig wird. Lanxess, mit einer Marktkapitalisierung von vier Milliarden Euro ein Zwerg etwa gegen Bayer mit 110 Milliarden, muss gehen. Der Wohnungskonzern Annington (Vonovia) darf aufsteigen. Durch die Übernahme des Konkurrenten Gagfah ist der in Bochum sitzende Konzern groß und wertvoll geworden.

Bei Lanxess gibt man sich gelassen. "Ein Abschied ist schade, aber es war nie erklärtes Ziel, Mitglied des Dax zu sein", sagte ein Sprecher. Man werde die unternehmerischen Ziele weiter verfolgen, um zurück in die Erfolgsspur zu kommen. Aber natürlich wurmt die Deklassierung auch in Köln. Ein Abstieg aus dem Dax bedeutet nicht nur einen Imageschaden, sondern hat auch fianzielle Folge. Damit verlieren automatisch Investmentfonds und Banken das Interesse, die Wertpapiere auflegen, die sich auf den Dax beziehen. Sie werden die Absteiger-Aktien verkaufen und Aufsteiger-Aktien ordern. Entsprechend treibt das die Kurse.

Dies hat zuletzt die Metro erfahren. Der Düsseldorfer Handelskonzern war es, der 2012 von Lanxess verdrängt wurde und in den M-Dax absteigen musste. Ihre alten Rekordwerte hat die Metro-Aktie nie wieder gesehen. Das Versprechen, man wolle rasch in den Dax zurückkehren, blieb bis heute unerfüllt.

Das will Matthias Zachert, der Lanxess seit 2014 führt, anders machen. Er baut den Konzern kräftig um, beschneidet die Wildwüchse des Vorgängers, baut 1000 Arbeitsplätze ab und streut das Risiko. Bis Jahresende will er einen Partner für das schwache Kautschuk-Geschäft gefunden haben. Sollte er die Sparte ganz abstoßen, dürfte der Konzern zwar effizienter werden, aber auch erstmal so klein, dass eine Rückkehr in den Dax schwierig wird.

(anh)
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