Düsseldorf Laufen unter Aufsicht

Düsseldorf · Fitness-Apps zeichnen Gesundheitswerte und Bewegungen auf. Profitieren wollen davon viele.

Es ist nicht ganz klar, wann der Trend wirklich anfing, wann die Menschen begannen, ihre eigene Leistungsfähigkeit digital zu vermessen, zu dokumentieren und mit anderen zu vergleichen. Vielleicht war es 2008, als zur Spielekonsole Wii von Nintendo die Erweiterung "Wii Fit" auf den Markt kam, die ihre Nutzer sogar freundlich daran erinnerte, wenn diese einige Tage das computergesteuerte Fitnessprogramm geschwänzt hatten.

Inzwischen ist aus den kleinen digitalen Spielereien ein Millionengeschäft geworden - und während die Wii in den Wohnzimmern verstaubt, joggen die Menschen mit Fitness-Apps durch die Wälder. Kein Wunder, dass auch die etablierten Sportartikelhersteller noch stärker an diesem Geschäft partizipieren wollen. Das US-Unternehmen Nike hat bereits vor einigen Jahren einen Sportschuh samt Sensor auf den Markt gebracht, der mit Apples iPhone interagieren konnte. Und am Mittwoch verkündete der deutsche Konkurrent Adidas, dass er den Fitness-App-Anbieter Runtastic übernimmt, dessen Marktwert auf rund 220 Millionen Euro geschätzt wird. Das Start-up wurde 2009 - ein Jahr nach dem Start von "Wii Fit" - gegründet und hat inzwischen rund 70 Millionen registrierte Benutzer. Geld verdient das Unternehmen außerdem durch den Verkauf von Herzfrequenzmessern, Kopfhörern und anderem Jogging-Zubehör.

Für Adidas hat der Kauf gleich zwei Vorteile. Einerseits kauft sich der Konzern, der im zweiten Quartal bei einem Umsatz von 3,9 Milliarden Euro einen Gewinn von 232 Millionen Euro einfuhr, ein profitables Unternehmen mit einem innovativen Produkt. Dies ist besonders deshalb wichtig, weil andere Geschäftsbereiche wie die Golfsparte schwächeln. Andererseits bekommt der Konzern dadurch Zugriff auf Millionen Kundendaten, die sich auswerten lassen und dem Konzern wertvolle Hinweise für neue Produkte liefern können. Rund um die App könnte Adidas so ein eigenes Ökosystem aus Produkten zusammenstellen, die perfekt auf vermeintliche Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt sind.

Das Beispiel Adidas zeigt einmal mehr, wie der Kampf um Gesundheitsdaten langsam an Fahrt aufnimmt. Nicht nur Konzerne haben ein Interesse daran, auch bei den Krankenkassen gibt es bereits Überlegungen, Kunden Prämien oder günstigere Tarife anzubieten, wenn diese ihre Daten im Gegenzug offenlegen.

Zudem befeuern die Krankenkassen den Trend zur Selbstvermessung mit Fitnessarmbändern und -Apps, indem sie sogar Zuschüsse zur neuen Computeruhr Apple Watch gewähren wollen. Die AOK Nordost bezuschusst Pulsmesser und Fitness-Tracker, zu denen auch die Apple Watch gezählt wird, mit 50 Euro, bei der Techniker Krankenkasse sind es laut Medienberichten sogar bis zu 250 Euro.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort