Debatte um Lebensarbeitszeit Länger arbeiten für eine stabile Rente

Meinung | Berlin · Die Lebensarbeitszeit steigt immer noch schneller als das Renteneintrittsalter. Wenn das so weitergeht, werden die Renten immer schmaler. Wer trotz Rentenalters noch fit ist, sollte Anreize bekommen, im Job zu bleiben - freiwillig.

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Foto: dpa, Oliver Berg

Bei der Rente gilt das einfache Prinzip: Wenn man am einen Ende des Tischtuchs zieht, wird es am anderen Ende kürzer. Wer also fordert, das Rentenniveau müsse auf dem heutigen Niveau stabil bleiben oder gar steigen, sollte auch ein paar Ideen liefern, wie sich dies umsetzen lässt. Es gibt mehrere Schrauben, an denen gedreht werden kann: Die steuerlichen Zuschüsse zur Rentenversicherung, die Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie das Renteneintrittsalter.

Rentenpolitik kann aber nicht nach dem Wünsch-Dir-Was-Prinzip gemacht werden. Insbesondere in einer alternden Gesellschaft ist die Gerechtigkeitsfrage hochsensibel, wenn man Zwietracht zwischen den Generationen vermeiden möchte. Ein stabiles Rentenniveau ist wünschenswert, würde aber die junge Generation und auch die Wirtschaft mit hohen Beiträgen belasten. Höhere steuerliche Zuschüsse des Bundes an die Rentenkasse wiederum bergen die Gefahr, dass der Staat anderen Verpflichtungen wie Investitionen in die Infrastruktur nicht ausreichend nachkommt. Es bleibt das Renteneintrittsalter als Stellschraube. Mit einer längeren Lebensarbeitszeit lässt sich das Rentensystem tatsächlich stabilisieren, ohne dass es für Arbeitnehmer, Arbeitgeber oder den Steuerzahler teurer wird.

Aktuell liegt das Renteneintrittsalter bei gut 64 Jahren, also deutlich unter der gesetzlichen Grenze. Da ist noch viel Luft nach oben. Sollte es künftig nicht mehr Anreize geben, dass die Menschen auch tatsächlich länger arbeiten, werden wir auch bis 2030 das reale Renteneintrittsalter von 67 nicht erreichen.

Die bisher von der großen Koalition geplante Flexibilisierung des Renteneintrittsalters ist ein Schritt in die richtige Richtung. Sie eröffnet Arbeitnehmern, die über die Altersgrenze hinaus in ihren Betrieben bleiben wollen, faire Konditionen und bietet auch Frührentnern mehr Anreize erwerbstätig zu bleiben.

Darüber hinaus wäre ein gesellschaftliches Umdenken notwendig, dass der Wohlstand, den man sich für den Lebensabend wünscht, erarbeitet werden muss. Wenn die Lebenserwartung steigt, muss eben auch das Renteneintrittsalter weiter nach hinten verschoben werden. Selbstverständlich sollen jene, die nach jahrzehntelanger körperlicher Arbeit nicht mehr erwerbstätig sein können, auch früher in den Ruhestand gehen dürfen. Wer noch fit ist, sollte Anreize bekommen, im Job zu bleiben - freiwillig.

(qua)
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