Berlin Lebensmittelpreise steigen so stark wie zuletzt 2008

Berlin · Der Anbau von Biokraftstoffen treibt die Preise weiter. Insgesamt aber lag die Inflationsrate 2013 nur bei 1,5 Prozent.

Lebensmittel in Deutschland haben sich 2013 so stark verteuert wie seit fünf Jahren nicht mehr. Die weltweit anziehende Nachfrage und witterungsbedingte Ernteausfälle ließen diese Preise 2013 um 4,4 Prozent steigen. Erhöhungen habe es in allen Nahrungsmittelbereichen gegeben, teilte das Statistische Bundesamt mit. Besonders drastisch stiegen Preise von Kartoffeln (um 28,7 Prozent), Äpfeln (14,9 Prozent) oder Butter (16,1 Prozent). Die Inflationsrate insgesamt lag in Deutschland aber nur bei 1,5 Prozent – so niedrig wie seit 2010 nicht mehr.

Warum ist die Inflationsrate 2013 gefallen? Hauptsächlich, weil Sprit und Heizöl billiger wurden. Zudem fielen Gebühren für Universitäten und die Praxisgebühr weg. Hingegen verteuerte sich Strom im Zuge der Energiewende, und auch für Nahrungsmittel mussten Verbraucher mehr bezahlen als im Vorjahr.

Können Autofahrer auf weiter sinkende Kraftstoffpreise hoffen? Der ADAC meldete diese Woche weiter sinkende Spritpreise. Ein Liter Super E10 kostet demnach im bundesweiten Mittel 1,48 Euro – ein Minus von 0,6 Cent. Diesel verbilligte sich um 1,3 Cent auf 1,37 Euro je Liter. Bereits in der Vorwoche hätten die Kraftstoffpreise wegen der rückläufigen Rohölnotierungen nachgegeben. Damit setzt sich der Trend fort: 2013 waren Kraftstoffe um 3,4 Prozent billiger als 2012.

Wie entwickeln sich die Lebensmittelpreise weiter? Bauernverband und Einzelhändler rechnen nicht mit Entspannung. Der Bauernverband erklärte: "In Ländern wie Russland und China wächst die Mittelschicht, die sich an westlichen Ernährungsgewohnheiten orientiert. Dadurch steigt etwa die Nachfrage nach Milch, Käse, Fleisch." Die zunehmende Nutzung von Ackerland für die Produktion von Biokraftstoffen treibt Getreide- und Fleischpreise weiter.

Wie wird sich die Inflation insgesamt entwickeln? Experten rechnen mit einem Anstieg der Inflation. "Die Lohnstückkosten dürften zulegen. Zudem verteuert die Energiewende die Strompreise", sagt Commerzbank-Ökonom Johannes Werner. Für 2014 erwartet er eine Inflationsrate von 1,7 Prozent. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sagte, die deutsche Inflation werde 2014 und 2015 deutlich unter zwei Prozent, dem Zielwert der Europäischen Zentralbank, bleiben. Es gebe keinen Grund für irrationale Inflationsängste. Für den Euroraum erwarten die Notenbanker nur eine Teuerungsrate von 1,1 Prozent in diesem und 1,4 Prozent im nächsten Jahr. Im rezessionsgeplagten Südeuropa gibt es zeilweise drastische Preissenkungen.

(dpa/rtr)
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