Hamburg Letzter Auftritt von Christoph Franz als Lufthansa-Chef

Hamburg · Der scheidende Vorstandsvorsitzende der Kranich-Airline bekräftigt Gewinnprognose. Carsten Spohr folgt zum 1. Mai.

Europas größte Fluggesellschaft wähnt sich gewappnet für den Chefwechsel. Bei Lufthansa sieht der scheidende Chef Christoph Franz pünktlich zu seinem Abgang die Trendwende erreicht. Für das laufende Geschäftsjahr bekräftigte der zum Schweizer Pharma-Konzern Roche wechselnde Manager die Prognose eines operativen Gewinns zwischen 1,3 und 1,5 Milliarden Euro. Das wäre in etwa eine Verdoppelung des Ergebnisses von 2013, das den Aktionären gestern auf der Hauptversammlung des Dax-Konzerns in Hamburg erläutert wurde.

Mit Hilfe des von Franz eingeleiteten Sparprogramms "Score" soll das operative Ergebnis des Luftverkehrskonzerns schon 2015 auf rund 2,65 Milliarden Euro steigen. Franz übergibt nach der Versammlung die Konzernführung an den bislang für das Passagiergeschäft zuständigen Carsten Spohr. Nach Lufthansa-Ankündigung wollte sich der neue Chef auf der Hauptversammlung entgegen vielfältiger Erwartungen aber noch nicht zu seinen strategischen Zielen äußern.

Mit Spohr tritt ein Luftverkehrsmanager an die Spitze der Lufthansa, der das Unternehmen bestens kennt. Der 47-jährige Wirtschaftsingenieur hat bereits die Passagier-sparte und die Fracht-Tochter geführt, zuvor die Regionalflieger und die Star Alliance-Partner koordiniert und nebenbei immer auch seine vor mehr als 20 Jahren erworbene Pilotenlizenz für den Airbus A 320 aufrechterhalten.

2013 habe man die Basis für weitere Gewinnsteigerungen in den Folgejahren gelegt, erklärte der scheidende Chef Christoph Franz. Trotz eines auf 313 Millionen Euro gesunkenen Reingewinns empfahlen Vorstand und Aufsichtsrat den Anteilseignern nach einer Nullrunde 2012 nun eine Dividende von 45 Cent pro Anteil. Sämtliche Passagier-Fluggesellschaften des Konzerns hätten ihre Ergebnisse verbessert. Die Töchter für Technik und Catering glänzten sogar mit Rekordergebnissen.

Franz habe den Konzern unermüdlich auf Zukunft getrimmt und übergebe ein bestelltes Feld an Spohr, sagte Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber. Auch Aktionärsvertreter lobten den nach nur 40 Monaten an der Unternehmensspitze ausscheidenden Franz. So erklärte der Portfolio-Manager der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment, Ingo Speich, laut Redemanuskript: "Wir hätten Sie gerne weiter an Bord gehabt und auch die Früchte Ihrer Arbeit ernten sehen. (...) Sie haben Kostendisziplin zur Chefsache gemacht, das muss auch in Zukunft so bleiben."

Speich kritisierte gleichzeitig die langwierige Suche des Franz-Nachfolgers, die er auf fehlende Unabhängigkeit des Aufsichtsrats zurückführte. Ohne den langjährigen Lufthansa-Chef Jürgen Weber namentlich zu nennen, schimpfte Speich über "mächtige Schatteneminenzen", die im Hintergrund ihre eigene Agenda verfolgten.

Verschiedene Streiks im Luftverkehr haben die Lufthansa im laufenden Jahr rund 70 Millionen Euro gekostet. Allein auf den dreitägigen Pilotenstreik vor Ostern entfallen 45 Millionen Euro, sagte Christoph Franz. Neben den Piloten haben 2014 bereits die privaten Sicherheitsleute sowie Flughafenbeschäftigte des Öffentlichen Dienstes gestreikt. Der Tarifkonflikt der Lufthansa mit ihren Piloten ist ungelöst, weitere Streiks sind daher möglich.

(dpa/mak/rtr)
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