Frankfurt/Düsseldorf Lufthansa baut Geschäft mit Billigfliegern aus

Frankfurt/Düsseldorf · Der Konzern reagiert scharf darauf, dass Ryanair künftig ab Frankfurt startet. Gegenüber der Belegschaft von Eurowings bleibt Lufthansa hart.

Lufthansa baut Geschäft mit Ryanair aus
Foto: dpa, arn gfh

Die Deutsche Lufthansa erwartet von ihrem Hauptflughafen Frankfurt (Fraport) künftig einen Rabatt von bis zu 300 Millionen Euro bei den jährlichen Gebühren. Diese radikale Forderung stellte Lufthansa-Chef Carsten Spohr gestern bei der Vorlage der Neun-Monatszahlen. Damit reagiert er darauf, dass der Billigflieger Ryanair im kommenden Sommer ab Frankfurt startet. Möglich wurde dies, weil der Flughafen den Iren laut einer neuen Gebührenordnung einen Preisnachlass von bis zu 50 Prozent geben will.

Nicht unerwartet wehrte Fraport-Chef Stefan Schulte das Ansinnen seines mit Abstand wichtigsten Kunden ab: Preisnachlässe bei Gebühren gäbe es als Anreiz nur für neue Airlines am Flughafen oder beim Anfliegen weiterer Ziele - also nicht für den Platzhirschen.

Spohr schlägt zurück: Er kündigte an, die Gebühren von Lufthansa im Vergleich zu Ryanair vom hessischen Verkehrsminister überprüfen zu lassen. Und er deutete an, er könne ab 2018 auch den Billigableger Eurowings an den Main holen.

Der Streit zeigt, mit welchem Tempo sich das Geschäft mit kürzeren Flügen in Deutschland und Europa zu einer Jagd nach immer niedrigeren Kosten und Tarifen entwickelt. Mit Frankfurt hat Ryanair acht Basen in Deutschland und weitet sein Geschäft an stark frequentierten Flughäfen damit weiter aus.

Spohr bestätigte gestern als Abwehrstrategie, dass der Discountableger Eurowings nächstes Jahr 40 geleaste Jets inklusive Crews von der angeschlagenen Air Berlin übernehmen will - aber das werde nur zu "marktüblichen Preisen" möglich sein. Im Klartext: Piloten und Stewards müssen sich auf mehr Arbeit für weniger Geld einstellen.

Damit jeder weiß, wohin die Reise geht, ließ Spohr offen, ob die 40 weiteren Jets eher bei der Eurowings GmbH in Deutschland oder bei einer österreichischen Tochterfirma unterkommen, bei der die deutschen Tarife nicht gelten. Ganz in diesem Sinne lehnte Spohr ab, dass der Lufthansa-Konzern beim Tarifstreit von Eurowings interveniert. Das hatte die Gewerkschaft der Flugbegleiter Ufo gefordert, nachdem sie Eurowings durch einen Streik lahmgelegt hatte. Der Lufthansa-Chef erklärt dagegen, er sei zwar für Schlichtung, aber nur "durch die Tarifparteien".

Spohr warnt die Belegschaft knallhart: Vorerst würden zwar Lufthansa-Maschinen die Zubringerdienste nach Frankfurt erledigen. Als Alternative könne auch Eurowings den Job erledigen. Aber als letzte Option könnten auch Ryanair oder Easyjet diese Flüge übernehmen, falls Eurowings nicht billig genug werde.

Zum Ausbau von Eurowings gehört auch, dass Lufthansa die belgische Airline Brussels übernimmt. Deren Europastrecken werden oft zu Eurowings-Flügen.

Auch am Rheinland geht der Trend zum Billigflug nicht vorbei. Bei Flügen nach Düsseldorf setzen Eurowings und Air Berlin auch auf günstige Tickets per Online-Verkauf mit wenig Service. Dazu gibt es keine Alternative, seit Ryanair nicht nur von Weeze, sondern auch von Köln aus fliegt.

Nach Düsseldorf wagen sich die Iren bisher nicht. "Ryanair hat für Sommer 2017 keine Start- und Landerechte in Düsseldorf beantragt", erklärt Flughafensprecher Thomas Kötter. Insider sagen, was der Grund ist: Düsseldorf weigert sich, extreme Rabatte für Ryanair anzubieten - so wie Frankfurt bisher.

(RP)
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