Düsseldorf Lufthansa rüstet sich gegen Ryanair-Offensive

Düsseldorf · Die Airline freut sich nach langer Zeit wieder einmal über einen Gewinnsprung. Der basiert aber auf Einmaleffekten.

Die Lufthansa stellt sich wegen der angekündigten Deutschland-Expansion des Billigrivalen Ryanair auf einen härteren Wettbewerb auf dem Heimatmarkt ein. Bei einem Preiskrieg will Europas größte Fluglinie aber nicht mitmachen: "Wir werden die Preise zunächst nicht senken", sagte Konzernfinanzchefin Simone Menne bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen des Konzerns.

Der Druck auf die Erlöse je Ticket werde in der zweiten Jahreshälfte jedoch anhalten. Diese fallen bei der Lufthansa schon seit 18 Monaten, im zweiten Quartal sogar um sechs Prozent. An der schwierigen Lage ändere auch die niedrige Tankrechnung der Lufthansa nicht viel, die den Gewinn von April bis Ende Juni um mehr als die Hälfte auf 635 Millionen Euro steigen ließ, sagte Menne. Vom Ölpreisverfall profitierten schließlich alle Airlines.

Die lange aufgeschobene Expansion des irischen Billigflug-Marktführers nach Deutschland trifft die Kranich-Linie zur Unzeit: Konzernchef Carsten Spohr hat bereits alle Hände voll damit zu tun, die schnell wachsende Konkurrenz aus dem Nahen Osten wie Emirates auf Distanz zu halten und den Konzern nach zahlreichen Streiks und dem Germanwings-Absturz wieder in ruhiges Fahrwasser zu steuern. Doch die Expansion von Ryanair und im geringeren Ausmaß von Easyjet rechtfertigt sein umstrittenstes Projekt: Eurowings. Mit dem eigenen Günstigableger will die Lufthansa nämlich selbst ein Stück vom schnell wachsenden Low-Cost-Markt abhaben.

Die Iren wollen ihren Marktanteil in Deutschland von fünf Prozent auf 20 Prozent steigern. Ab September soll Berlin die nächste Basis werden, und von dort will Ryanair erstmals seit Jahren wieder innerdeutsche Flüge anbieten, zunächst nach Köln - eine der Hauptstrecken der Lufthansa. "Wir sind wettbewerbsfähig und glauben nicht, dass wir auf der Route trotz des Eintritts von Ryanair Verluste einfliegen werden", sagte Menne. Der Zeitpunkt für einen aggressiven Kurs hierzulande ist aus Sicht von Ryanair günstig, da die angeschlagene Air Berlin und die Lufthansa in Europa und Deutschland schrumpfen. Im Gesamtjahr strebt der Lufthansa-Vorstand weiterhin ein Betriebsergebnis von mehr als 1,5 Milliarden Euro an. Die Kosten für Streiks von bislang 100 Millionen Euro sind in der Prognose nicht enthalten. In den ersten sechs Monaten hatte vor allem der günstige Treibstoff den Kranich-Konzern beflügelt, der unter dem Strich einen Gewinn von 954 Millionen Euro ausweisen konnte. Ein Jahr zuvor hatte es zu diesem Zeitpunkt noch ein Minus von 79 Millionen Euro gegeben. Mit 503 Millionen Euro stammte aber mehr als die Hälfte des Gewinns aus buchhalterischen Effekten nach dem Lufthansa-Ausstieg bei der US-Airline Jet Blue. Der Umsatz wuchs, getrieben vom schwachen Euro, um 8,5 Prozent auf 15,4 Milliarden Euro.

(dpa/rtr)
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