Lufthansa-Stewardess: Traumberuf mit 1700 Euro Startgehalt

München/Düsseldorf Es hat lange gedauert, bis Beate L. bereit war, ihre eigenen Interessen über die ihres Arbeitgebers zu stellen. Fast ein Jahr hat die Stewardess mit sich gerungen: "Und noch immer tut es weh, hier zu stehen – die Passagiere im Stich zu lassen, die Lufthansa in die Schlagzeilen zu bringen." Elf Stunden Arbeitskampf liegen vor der 46-Jährigen, das Management habe ihr keine Wahl gelassen.

Beate L. ist Purserin, wie die Chefs der Kabine bei der Lufthansa heißen. Seit fast 25 Jahren ist sie in Diensten der Kranich-Linie. Sie selbst hat einen gut dotierten Arbeitsvertrag, ihr Team aus jungen Nachwuchskräften nicht. "Deshalb streike ich. Wenn ich einen 13-Stunden-Flug antrete, dann brauche ich fitte und motivierte Kollegen. Keine Menschen, die müde vom Zweitjob an Bord kommen, den Kopf voller Zukunftssorgen. Das ist nicht meine Lufthansa."

Die Lufthansa, wie Beate L. sie verinnerlicht hat, sei stets auch ein Botschafter deutscher Unternehmenskultur gewesen. "Ein Arbeitgeber mit klaren Werten und verlässlichen Zusagen." Deshalb trage sie den Kranich im Herzen, die Uniform sei stets eine Auszeichnung gewesen. "Ich bin mir nicht mehr sicher, dass diese Sichtweise bei unseren Managern auch so ist."

Das derzeitige Einstiegsgehalt für das Lufthansa-Kabinenpersonal liegt bei etwa 1500 Euro im Monat. Dafür sind die Flugbegleiter rund 70 Stunden pro Monat im Einsatz. Mit der Schichtzulage von 16,3 Prozent kommt der Nachwuchs auf rund 1700 Euro. Hinzu kommen 1020 Euro Urlaubsgeld, eine betriebliche Altersvorsorge, Vergünstigungen bei Flugtickets (auch für Familienmitglieder) sowie Rabatte in Hotels und bei Mietwagenanbietern. Außerdem gibt es Sondervergütungen wie die Sprachzulagen für Stewardessen, die eine zusätzliche Fremdsprache beherrschen.

Die Anforderungen der Lufthansa an ihr Kabinenpersonal sind umfassende Deutsch- und Englischkenntnisse, Mindestgröße 1,60 Meter, "ein angemessenes Körpergewicht", ein freundliches Auftreten und gepflegtes Äußeres. Die Ausbildung ist kurz: Der Lehrgang zur Stewardess beträgt drei Monate. 380 Euro zahlt die Fluggesellschaft in dieser Zeit. Nach der Hälfte findet der erste von insgesamt drei Trainee-Flügen statt, also betreutes Arbeiten an Bord. Diese finden von Beginn an auch auf Langstreckenflügen statt – ein Grund, warum die Ausbildung bei der Lufthansa so begehrt ist, meint ein Konzern-Sprecher.

Tatsächlich hat das Unternehmen inzwischen allerdings aufgrund der wirtschaftlichen Lage einen Ausbildungsstopp verhängt. Auch Programme wie der "Flugbegleiter auf Zeit", mit denen vor allem Studenten angesprochen werden sollten, die in den Semesterferien bei der Lufthansa als Stewards jobben und damit die Spitzen in der Ferienzeit ausgleichen sollten, sind inzwischen eingestellt worden.

Die Möglichkeiten, Karriere im Unternehmen zu machen, beschreibt der Sprecher so: "Erfahrene Flugbegleiter können in andere Bereiche des Unternehmens wechseln. Sie können etwa in die Produktentwicklung gehen oder Trainer in der Flugbegleiterausbildung werden." Der klassische Weg sei jedoch der des Pursers. Drei Monate Zusatzausbildung sind dafür nötig, das Gehalt liegt dann bei rund 3000 Euro brutto inklusive der Schichtzulage. Maximal könne ein Purser 7000 Euro verdienen, sagt die Lufthansa. Beate L. glaubt jedoch, dass maximal ein Prozent der Belegschaft mit alten Verträgen zu diesen Bezügen arbeitet. "Bei der Mehrheit sieht es doch so aus: Ohne Zweitjob geht es kaum."

Die langjährige Lufthansa-Mitarbeiterin appelliert deshalb an das Verantwortungsbewusstsein des Managements: "Eine Einigung muss möglich sein. Ich will hier nicht in Winterstiefeln stehen."

(RP)
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