Tarifkonflikt Lufthansa stoppt Gespräche mit Piloten

Düsseldorf · Der Streit eskaliert. Die Gesellschaft verklagt die Flugzeugführer auf Schadenersatz und will bisherige Kompromisse rückabwickeln. Die Piloten-Gewerkschaft Cockpit droht mit immer neuen Streiks.

 Bei der Lufthansa steht auch am Mittwoch alles still.

Bei der Lufthansa steht auch am Mittwoch alles still.

Foto: dpa, mbk

Was denn noch? Mit wachsender Fassungslosigkeit beobachten Hunderttausende von Lufthansa-Passagieren, wie sich die Airline und ihre Piloten im Streit um die künftigen Arbeitsbedingungen immer neue Eskalationsstufen ausdenken. Die Piloten beantworten seit über einem Jahr jedes Angebot der Lufthansa mit neuen Streiks. Satte 13 seit April 2014 - das Hängenlassen der Passagiere wird zum Prinzip. Gestern platzte Lufthansa-Chef Carsten Spohr der Kragen. Er erklärte den Piloten - man kann es kaum anders nennen - den Krieg.

Es sei "offenbar zurzeit nicht möglich, in konstruktive Verhandlungen einzutreten", ließ Spohr mitteilen. Deshalb würden bis auf weiteres "keine neuen Piloten bei der Lufthansa Passage, bei der Lufthansa Cargo und bei der Germanwings mehr eingestellt". Mit anderen Worten: Wenn überhaupt, bekommt nur die Billigtochter Eurowings neue Piloten. Die Konsequenz nennt der Konzern gleich mit: "Dadurch werden aufgrund der natürlichen Fluktuation die Flotten der betroffenen Unternehmen schrumpfen."

Des Weiteren will die Lufthansa mit den Piloten nicht mehr allgemein über den Konzernumbau sprechen, sondern nur noch über Tarifverträge. Das ist bei Tarifverhandlungen eigentlich normal, in diesem besonderen Fall aber eine scharfe Ansage. Denn in dem Konflikt der Piloten mit dem Konzern geht es nur vordergründig um Altersversorgung und Vergütung. Im Kern gehen die Piloten auf die Barrikaden, weil Spohr große Teile der Lufthansa in einen Billigflieger umbauen will. Das passt weder zum Selbstverständnis noch zur privaten Finanzplanung der stolzen Kapitäne. Außerdem lässt Spohr nun prüfen, ob er den gesamten Streit nicht auch politisch beenden kann - über ein Tarifeinheitsgesetz, in dem er nicht mehr mit der Pilotengewerkschaft verhandeln muss, sondern mit einer zentralen Vertretung für sämtliche Berufsgruppen des Konzerns. Fast schon nebenbei hat Spohr die Piloten auf 60 Millionen Euro Schadensersatz verklagt. Erst mal nur für eine der 13 Streikwellen - die vom April 2013. Was heißt das alles für Passagiere?

Neue Flugausfälle Die Piloten setzen ihren Streik heute auf der Kurz- und Mittelstrecke fort. Laut Lufthansa werden 1000 von 1520 geplanten Flügen ausfallen, was 140.000 bis 180.000 Passagiere betrifft. Nicht betroffen sind Flüge der Konzerntochter Germanwings. Heute sind wesentlich mehr Verbindungen als gestern betroffen. Daher ist nicht zuverlässig vorhersehbar, um welche es im Einzelnen geht. Die Passagiere werden wie gestern per Mail oder SMS benachrichtigt.

Was Passagiere tun können Wenig. Konkrete und laufend aktualisierte Informationen zu Flugausfällen gibt es auf der Internetseite der Lufthansa sowie unter der Telefonnummer 069/86 79 97 99. Die Lufthansa bemüht sich um die Organisation von Ersatzverkehr mit der Bahn oder mit Jets anderer Airlines. Wer auf eigene Faust eine Reisealternative organisieren will, sollte dies vorher mit der Lufthansa abklären, wenn er die Kosten erstattet haben will.

Welche Rechte haben Passagiere? Wenn der gebuchte Flug ausfällt oder sich um mehr als fünf Stunden verspätet, können Passagiere sich den Ticketpreis erstatten lassen oder verlangen, auf einem anderen Weg ans Ziel gebracht zu werden. Das kann auch über Umbuchungen auf einen späteren Flug geschehen. Außerdem muss die Lufthansa bei deutlichen Verspätungen für die Verpflegung aufkommen und Telefonate ermöglichen. Wenn der Hinflug einer Pauschalreise betroffen ist, können der Reisende oder der Veranstalter die Pauschalreise kündigen, wenn diese wegen des "außergewöhnlichen Umstandes" erschwert ist. Stornokosten fallen unter Umständen trotzdem an.

Die Lufthansa-Tarife in der Economy-Class
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Wird in letzter Sekunde noch alles gut? Wahrscheinlich nicht. Die Lufthansa versucht aber, den Streik mit Einstweiligen Verfügungen vor den Arbeitsgerichten Frankfurt und Köln stoppen zu lassen.

Wie geht es weiter? Die Piloten teilten am Dienstag mit: "Bis auf Weiteres ist jede Woche möglich, dass es neue Ausstände gibt. Ausgenommen davon ist vielleicht Weihnachten."

(RP)
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