Frankfurt/Abu Dhabi Lufthansa und Etihad rücken zusammen

Frankfurt/Abu Dhabi · Der Kampf zwischen Europas führender Luftfahrtgesellschaft und der Golf-Airline ist vorbei. Damit zeichnen sich teilweise höhere Preise ab. In Düsseldorf droht der Abbau von Jobs in der Technik des Etihad-Ablegers Air Berlin.

Lufhansa-Chef Carsten Spohr und James Hogan, der scheidende Vorstandschef von Etihad, haben den langjährigen harten Konflikt zwischen den beiden Fluggesellschaften nun endgültig beendet. Sie stellten gestern in Abu Dhabi eine Reihe an Projekten vor, bei denen Europas führende Airline und der Herausforderer aus dem Morgenland kooperieren werden. So werden die zwei Partner wie bereits angekündigt auf einigen Strecken wie zwischen München und Abu Dhabi und Frankfurt und dem Golfstaat ihre Flugnummern teilen - damit können mehr Umsteigeverbindungen angeboten werden. Etihad wird schon bald in die Lufthansa-Terminals in Frankfurt und München einziehen. Das Lufthansa-Catering beliefert die Araber vier Jahre lang mit Bordmenüs im Wert von 100 Millionen Dollar.

Als für Düsseldorf wichtigen Punkt wird als "Absichtserklärung" festgehalten, dass Lufthansa Technik künftig "Wartung, Reparatur und Generalüberholung der Flotte von Etihad und weiterer Airlines, an denen diese beteiligt ist", übernehmen könnte. Damit würden also Arbeitsplätze von Technikern wegfallen, die für den Etihad-Ableger Air Berlin an den zwei Hauptstandorten Berlin und Düsseldorf die Flugzeuge warten. "Das ist erst einmal nur eine Absichtserklärung", erklärt Air Berlin dazu auf Anfrage, "die Details müssen noch geklärt werden."

Ausdrücklich hält Hogan fest, die Partnerschaft sei eine "Plattform" für "eine viel breitere Zusammenarbeit". Carsten Spohr sagt, die beiden Unternehmen würden "eine Ausweitung ihrer Kooperationen in weiteren Bereichen wie Fracht, Einkauf und Passagierservice" prüfen, um die jeweilige Wettbewerbsfähigkeit "weltweit und im europäischen Markt zu stärken".

Was bedeutet dies alles für die Kunden? Klar ist, dass Lufthansa verhindern will, dass Air Berlin wegen anhaltend hoher Verluste pleitegeht - also übernimmt der Marktführer 38 Jets von Air Berlin inklusive Crews. Seit gestern ist der frühere Lufthansa-Manager Thomas Winkelmann neuer Chef von Air Berlin. "Er soll die Lage halbwegs stabilisieren", sagt dazu der Hamburger Luftfahrtexperte Gerard Wissel. Er hält es auch für denkbar, dass Lufthansa und Etihad als strategische Partner Anteile untereinander tauschen, obwohl dies bisher dementiert wird. Wissel: "Lufthansa hat noch keinen festen Partner am Golf und hat in den letzten Jahren Richtung Südostasien hohe Marktanteile verloren. Da könnte eine sehr enge Kooperation mit Etihad schon Teil einer Lösung sein."

Etwas höhere Preise Richtung Golfstaaten und Asien könnten durch die neue Annäherung von Etihad und Lufthansa jedenfalls möglich sein. "Natürlich wollen die mit Gemeinschaftsflügen das Überangebot etwas senken", meint dazu Hans-Joachim Driessen, früherer Vorstandschef des Düsseldorfer Ferienfliegers LTU. Er sagt aber auch: "Wenn man sich anschaut, wie viele weitere Jets speziell Emirates noch in Dienst nehmen will, bleibt der Preisdruck in Richtung Golfstaaten und Südostasien gewaltig."

Egal wie es kommt, kann sich Spohr jedenfalls schon einmal die Hände reiben. Er kämpft seit Jahren gegen die steigenden Marktanteile der von ihren Staaten zumindest indirekt subventionierten Golf-Airlines - zumindest Etihad hat er jetzt erst einmal den Schneid abgekauft. Dazu trug auch bei, dass Lufthansa massive Lobbyarbeit dagegen machte, dass Air Berlin und Etihad immer mehr Flüge gemeinsam vermarkten wollten.

Gleichzeitig hat Lufthansa noch eine lange Wegstrecke zu gehen: Der Konzern muss sich weiterhin mit schwer zu bändigenden Spartengewerkschaften wie speziell der Vereinigung Cockpit herumschlagen - in den Airlines der autokratischen Golfstaaten gibt es keine Gewerkschaften.

(RP)
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