Düsseldorf Manuel Cubero führt Vodafone

Düsseldorf · Der Chef des Münchener Ablegers Kabel Deutschland wird Interimschef in Düsseldorf. Die Mitarbeiter müssen sich auf weiteren Umbau einstellen. Im Aufsichtsrat gab es gestern Streit.

Es ist noch nicht lange her, dass Vodafone Deutschland mehr Mobilfunkkunden als die Deutsche Telekom hatte und gegenüber dem Londoner Muterkonzern Vodafone sehr selbstbewusst auftrat. Spätestens seit gestern ist klar, wie sich die Machtverhältnisse geändert haben: Neuer Interimschef beim weltweit wichtigsten Ableger der Vodafone-Gruppe wird ab 1. Juli Manuel Cubero, der erst im April 2014 in die Geschäftsführung eingetreten war, um da den elf Milliarden Euro teuren Zukauf Kabel Deutschland (KD) angemessen zu repräsentieren.

Gleichzeitig will Aufsichtsratschef Philipp Humm weiter europaweit nach einem neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung suchen. Interne Kandidaten scheinen also nicht sehr gefragt zu sein. Und ein Blick in die Führungsetage zeigt, dass es bei Vodafone als einem der wichtigsten Arbeitgeber in NRW fast schon ein Manko ist, sich intern hochzuarbeiten. Außerdem rechnen Insider mit weiterem Umbau: Weil Vodafone gegenüber der Telekom nicht schnell vorankommt, sollen der Münchener Festnetzbereich und die Düsseldorfer Zentrale inklusive dem hiesigen Mobilfunkgeschäft enger verzahnt werden.

Wie angespannt die Stimmung ist, zeigt ein Streit gestern im Aufsichtsrat: Humm will den promovierten Physiker Cubero zum "Chief Commercial Officer" ernennen, der dann unter dem künftigen Vorstandsvorsitzenden das Geschäft koordinieren soll. Einige Betriebsräte und Gewerkschafter befürchten aber, dass von außen kommende Manager sowie die Festnetzsparte weiter an Macht gewinnen. Also wurde die Wahl von Cubero zum faktischen stellvertretenden Vorstandschef auf Ende Juni terminiert - trotzig hat Oberaufseher Humm die Entscheidung aber gestern schon öffentlich angekündigt.

Der Trend zeigt, dass Vodafone Deutschland immer stärker zum Anhängsel des britischen Mutterkonzerns wird. Von den acht Geschäftsführern hierzulande ist nur einer, Marketingexperte Peter Walz, ein Eigengewächs der deutschen Landesgesellschaft als Nachfolgerin von Mannesmann D2. Alle anderen wurden bei Firmen wie der Telekom, Procter & Gamble, KPN, Dell oder Sky abgeworben. Oder sie kamen wie der Spanier Cubero, der gut Deutsch spricht, und Finanzchef Andre Siemen vom Zukauf KD. "Vodafone Deutschland hat keine große Eigenständigkeit mehr", sagt ein Insider, "viele Entscheidungen trifft London." Weil er diese Entwicklung nicht stoppen konnte, ging Fritz Joussen als Vorsitzender der Geschäftsführung vor drei Jahren. Weil er sich mit Aufsichtsratschef Humm überworfen hatte, kündigte am 19. Mai Jens Schulte-Bockum seinen Rücktritt an.

Für die Position von Vodafone in Deutschland verheißen die Turbulenzen nichts Gutes. So ist es nur unzureichend gelungen, die Aufrüstung des hiesigen Mobilfunknetzes auch zur Gewinnung neuer Kunden zu nutzen - die Telekom zieht davon.

Die größte Chance könnte aus einem möglichen Riesendeal stammen: Womöglich vereinbaren Vodafone und der amerikanische Kabel-TV-Konzern Liberty Global eine enge Zusammenarbeit oder sogar eine Fusion. Dann hätte Vodafone Zugriff auf die Kölner Unitymedia, dem neben Kabel Deutschland zweiten großen Kabel-Konzern in der Bundesrepublik. Als Ergebnis wäre denkbar, dass Vodafone dann sogar bundesweit bessere Online-Anschlüsse als die Telekom anbietet.

(RP)
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