Frankfurt Martin Zielke wird wohl Commerzbank-Chef

Frankfurt · Die Entscheidung über die Nachfolge von Martin Blessing scheint gefallen. Die Commerzbank entscheidet sich für eine interne Lösung.

 Martin Zielke.

Martin Zielke.

Foto: dpa

Am Sonntag tagt dem Vernehmen nach der Aufsichtsrat der Commerzbank, und danach wird das Kontrollgremium aller Voraussicht nach offiziell bekanntgeben, wer im Oktober die Führung bei Deutschlands zweitgrößter Bank übernehmen wird. Aber offensichtlich ist die Entscheidung längst gefallen. Die "Welt" berichtet, dass der Privatkunden-Vorstand Martin Zielke Nachfolger von Martin Blessing werden soll. Die Bank selbst will sich dazu nicht äußern, und das gilt vielen als Indiz dafür, dass Zielke tatsächlich als der neue starke Mann präsentiert werden wird. Um weiteren Spekulationen vorzubeugen, hätten die Kontrolleure ihre ursprünglich für den Dienstag geplante Sitzung vorverlegt, hieß es gestern in Bankenkreisen.

Zunächst waren in- und ausländische Kandidaten im Gespräch gewesen, und einige bei der Commerzbank hätten auch gern mal eine Frau an der Spitze gesehen. Aber eine, die entsprechende Deutschkenntnisse mitbringt, ließ sich offenbar nicht finden. Entsprechende sprachliche Fähigkeiten galten aber als Grundvoraussetzung; vielleicht sind die Erfahrungen der Deutschen Bank mit ihrem früheren Co-Chef Anshu Jain ein Beispiel dafür gewesen, wie man es nicht machen sollte.

Zielke, 53, war zuletzt einer der beiden internen Kandidaten für den Chef-Posten gewesen. Der andere war Markus Beumer, gebürtiger Krefelder, seit acht Jahren im Commerzbank-Vorstand und dort zuständig fürs Firmenkundengeschäft. Zielke führt die Privatkundensparte seit mehr als fünf Jahren. Beide Manager haben übrigens Erfahrungen in der großen deutschen Bankenlandschaft gesammelt, waren vor ihrer Zeit bei der Commerzbank unter anderem für die Deutsche Bank und die Dresdner Bank tätig.

Dass die beiden als Kandidaten für den Vorstandssprecher-Posten übrig blieben, ist ein Zeichen dafür, dass die Commerzbank in der Nach-Blessing-Ära offenbar keinen Strategieschwenk vollziehen will. Privatkunden und Firmenkunden bleiben die großen Standbeine. Dabei gilt das Zielke-Ressort als der große Sieger des vergangenen Jahres. Der Bereich hat innerhalb von drei Jahren gut 800.000 Kunden gewonnen und ist damit dem Ziel relativ nahe gekommen, das Zielke im September 2014 im Gespräch mit unserer Redaktion ausgegeben hatte. "Wir wollen bis 2016 netto eine Million neue Kunden gewinnen und damit auf mehr als zwölf Millionen Kunden wachsen", hatte Zielke gesagt. Der operative Gewinn der Sparte stieg 2015 um rund zwei Drittel auf 751 Millionen Euro.

Aber darauf kann man sich nicht ausruhen. Auf den Neuen wartet keine einfache Aufgabe. Die anhaltende Niedrigzinsphase nagt an den Margen im Kreditgeschäft, die im Kerngeschäft angepeilte Eigenkapitalrendite von mehr als zehn Prozent ist gerade mal zu vier Fünfteln erreicht und auf absehbare Zeit kaum zu schaffen. Dazu kommt, dass dem Geldhaus wegen der Beteiligung des Bundes (der hält noch 15,6 Prozent der Anteile) immer wieder der Ruf der Staatsbank anhängt, was den Bankern gegen den Strich geht.

Der logische Weg, den Retter aus der Finanzkrise loszuwerden, wäre, den Aktienkurs auf ein Niveau zu treiben, auf dem der Bund sein Paket mit Gewinn verkaufen könnte. Das ist aber, rechnet man die Kapitalherabsetzung von 2013 ein, derzeit nicht mal ein Siebtel des Kaufpreises von 2009 wert.

(RP)
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