Frankfurt/M. Mercedes stößt BMW vom Thron

Frankfurt/M. · Nach elf Jahren an der Spitze ist BMW von Mercedes überholt worden. Die Aufholjagd der Stuttgarter war erfolgreich. Nun will der Münchner Autobauer mit neuen Luxusmodellen und Elektroantrieb zurück an die Spitze.

Zwölf Jahre hat die Herrschaft von BMW gedauert, aber jetzt hat Mercedes seine früher angestammte Position als Nummer eins unter den deutschen Premiumanbietern wieder zurückerobert. Die Weiß-Blauen aus München wollen sich mit Platz zwei aber nicht zufriedengeben. Sie teilten gestern mit, zum siebten Mal in Folge seien Absatz und Gewinn gestiegen. Und Vorstandschef Harald Krüger kündigte an: "Wir schalten auf Angriff."

Daimler-Chef Dieter Zetsche war zur Aufholjagd angestachelt worden, als erst BMW (2005) und dann auch noch Audi (2011) an den Stuttgartern vorbeigezogen war. Vor allem in China hatte Daimler seinerzeit Nachholbedarf. Jetzt gilt: "Mercedes als Kernmarke hat tatsächlich im Ansatz BMW als Marke überholt", sagte Tim Schuldt, Autoanalyst der Equinet Bank.

Im vergangenen Jahr lagen rund 50.000 Autos zwischen dem ersten und dem zweiten Platz in der Premium-Klasse: Daimler verkaufte 2,05 Millionen Mercedes, BMW kam auf fast genau zwei Millionen Fahrzeuge. Audi schaffte weltweit 1,9 Millionen Autos. Die Zahlen haben Daimler-Chef Zetsche zuversichtlich gemacht. Bei der Bilanzbesprechung vor drei Wochen legte er noch eins drauf: "Wir gehen ganz klar davon aus, dass wir auch in 2020 die Nase vorn haben werden." BMW kann sich damit trösten, die Nummer eins zu sein, wenn alle Personenwagen beider Unternehmen gezählt werden. Einschließlich ihrer britischen Marke Mini blieben die Münchener 2016 mit 2,25 Millionen verkauften Exemplaren vorn. Mercedes Cars kam mit Smart auf 2,2 Millionen.

Was kommt sonst raus beim Vergleich der beiden Großen? Daimler hat deutlich mehr Beschäftigte (280.000 zu 125.000), setzt deutlich mehr um (153 Milliarden zu 94 Milliarden Euro) und verdient mehr (12,9 Milliarden zu 9,4 Milliarden Euro). Aber das liegt auch am Produktprogramm: BMW baut, anders als Daimler, keine Lastwagen und keine Busse. Und die Fertigungstiefe ist geringer: Daimler stellt beispielsweise eigene Getriebe her. BMW lässt sie sich liefern.

Schiere Größe allein ist kein Agument. Analysten schauen vor allem auf die Marge, was also pro Auto verdient wird, und da scheint Mercedes auch auf der Überholspur zu sein. Analyst Schuldt: "Ich denke schon, dass Mercedes jetzt hier leicht die Nase vorn hat." BMW verharre "auf einem zugegebenermaßen recht anständigen Niveau." Aber Verharren passt nicht zur "Freude am Fahren", die BMW propagiert. Das soll auch Krügers Vorgänger, Aufsichtsratschef Norbert Reithofer, deutlich angemahnt haben. Krüger beeilte sich, gestern festzustellen: "Wir waren immer ein ehrgeiziges Unternehmen." Das werde so bleiben. BMW werde "die größte Modelloffensive unserer Geschichte starten." Im Grunde ist sie schon gestartet mit dem neuen 5er. Bis Ende nächsten Jahres will BMW mehr als 40 neue oder renovierte Modelle bringen, darunter den neu gestalteten Stadt-SUV X3, den Mini Countryman und den Rolls Royce Phantom. Als nächstes folgen ein X2 und der neue Luxus-SUV X7.

Die Elektromobilität wird auch ein Schwerpunkt sein. Da war BMW mit seinen Modellen i3 und i8 früh dran, vermutlich zu früh, um damit Geld zu verdienen. Jetzt, wo der elektrische Antrieb überall als zukunftsträchtig gilt, dürfte sich der Nachteil, zu früh gestartet zu sein, verlieren.

(RP)
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