Berlin Merkel berät mit IWF-Chefin

Berlin · Offiziell empfing Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, gestern Abend in Berlin zu einem "informellen Treffen". Doch was sich so harmlos nach einem freundlichen Teekränzchen anhörte, war in Wahrheit ein sehr wichtiges Gespräch über weitere 200 Milliarden Euro, die die Euro-Zone retten sollen. Der IWF ist bisher schon an allen Rettungspaketen beteiligt und daher auch Teil der Troika, die gestern wieder nach Athen geflogen ist, um zu prüfen, ob die Griechen die nächste Rate an Hilfskrediten bekommen sollen.

Die Europäer hoffen darauf, dass der IWF 2012 künftig noch mehr Geld zur Verfügung stellt, um den schwächelnden Staaten der Euro-Zone zu helfen. Der letzte EU-Gipfel im Dezember hatte beschlossen, dass die Euro-Länder über ihre Notenbanken bilaterale Kredite an den IWF in Höhe weiterer 200 Milliarden Euro geben, damit dieser das Geld weiterleiten kann an die notleidenden Euro-Staaten.

Der Grund für den Umweg der Hilfen über Washington ist simpel: Wenn eine Zentralbank ihre Reserven dem IWF zur Verfügung stellt, kann sie die Reserven weiterhin in ihren eigenen Büchern behalten. Denn der IWF garantiert dafür. Durch diese wundersame Verdoppelung der Reserven trägt das spendende Land kein Risiko, sondern über den IWF nur die gesamte Staatengemeinschaft.

Hilfen aus anderen Weltregionen wurden zunächst aber kaum zugesagt. Das boomende Brasilien deutete zwar Hilfsbereitschaft an, verlangte als Gegenleistung aber einen stärkeren Einfluss im IWF. Die Amerikaner lehnten zusätzliches Geld rundweg ab. Andere äußerten sich gar nicht oder abwartend, wie die Chinesen. Die Euro-Zone sagte daher dem IWF kurz vor Weihnachten zunächst nur 150 Milliarden Euro aus ihren eigenen Währungsreserven zu. Bundesbankpräsident Jens Weidmann grummelte zwar und verlangte eine Zustimmung des Bundestags, die er nicht bekam, stellte sich aber nicht gänzlich quer.

Inzwischen gibt es erste Anzeichen auf ein positiveres Echo. Russland stellte satte zehn Milliarden Dollar in Aussicht, das kleine Dänemark sogar 5,4 Milliarden Euro, was sagenhafte 1000 Euro pro Kopf der Bevölkerung bedeutet. In Katar erklärte der Emir Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) im Dezember, sein Land erwäge ebenfalls Hilfen. Selbst Großbritannien, das im Dezember noch offen eine Beteiligung abgelehnt hatte, halte sich mittlerweile eine Tür offen, an dem Programm teilzunehmen, berichtete die "Financial Times".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort