Mess-Koffer im Cockpit soll Giftgase aufspüren

Köln (tor) "Smoke and smell" heißt der Fachbegriff für untypische Gerüche an Bord von Passagierflugzeugen. Er taucht überall auf der Welt immer wieder mal in den Berichten der Flugkapitäne auf – schon vor zehn Jahren waren vermehrte Beschwerden von Piloten und Passagieren einmal Thema im britischen Unterhaus. "Am Ende verlief das aber immer im Sande", sagt der Hamburger Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt. Einerseits, weil niemand die Ursache bestimmen konnte. Und andererseits, weil es nie zu einem Unfall kam.

Seit Freitag ist bekannt, dass es zumindest in einem Fall aber beinahe zu einem Unfall gekommen wäre: Am 19. Dezember 2010, als zwei von giftigen Dämpfen im Cockpit benommene Piloten ihre Germanwings-Maschine mit Mühe und Not in Köln landeten. Gestern räumte die Muttergesellschaft Lufthansa ein, dass es auch in anderen Flugzeugen ihrer Flotte schon zu Problemen mit kontaminierter Kabinenluft kam. Die Ursache ist weiterhin unklar, scheint aber mit den Triebwerken der Flugzeuge zusammenzuhängen.

Weil die Außenluft in Reiseflughöhe eine Temperatur von minus 55 Grad Celsius hat, wird die Kabinenluft von außen über die Triebwerke angesogen und aufgewärmt. Dabei, so vermutet Großbongardt, könne offenbar verbranntes Öl oder Abgase in die Kabinenluft gelangen. Die Lufthansa hat ein Fraunhofer-Institut beauftragt, ein Analysegerät zur Messung möglicher Schadstoffe in der Kabine zu entwickeln. Die Art der Schadstoffe soll Auskunft über die Ursache und ihr Gefahrenpotenzial geben. Zudem wurden mit dem Triebwerk-Hersteller Rolls-Royce spezielle Bleche gelangt. In die Triebwerke montiert, die verhindern, dass austretendes Öl in den Ansaugstutzen für die Kabinenluft gelangt. Bis alle Maschinen damit ausgestattet sind, sollen Techniker verstärkt kontrollieren, ob Öl ausgetreten ist.

(RP)
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