Düsseldorf/Brüssel Metall-Arbeitgeber warnen vor Industrie-Abwanderung

Düsseldorf/Brüssel · In Tarifverhandlungen gehört es zur Folklore, dass die Arbeitnehmer die wirtschaftliche Situation als blendend darstellen, während die Arbeitgeber schwarz sehen. Doch bei der diesjährigen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie hat sich das Unternehmerlager wissenschaftliche Verstärkung besorgt. Mit einer Branchenumfrage des (arbeitgebernahen) Instituts der deutschen Wirtschaft baut Metall NRW Druck auf. Demnach verliert NRW für die tarifgebundenen Betriebe der Metall- und Elektroindustrie als Produktionsstandort an Bedeutung. Entfallen heute noch 60 Prozent der Investitionen auf das Inland, sind es in fünf Jahren nur noch 53 Prozent. Als wichtigstes Motiv für die Produktionsverlagerung ins Ausland nannten die Unternehmen die günstigeren Produktionsbedingungen.

Der Verband nannte die Ergebnisse mit Blick auf die Tarifverhandlungen "mehr als nur ein Warnsignal" an die IG Metall, die Wettbewerbsfähigkeit von NRW nicht weiter zu gefährden. Metall-NRW-Präsident Arndt Kirchhoff erklärte: "Wir waren sehr großzügig mit Lohnsteigerungen von 14 Prozent mehr Lohn in den letzten drei Jahren und sogar 20 Prozent in den letzten fünf Jahren - und das ohne begründete Zahlen." Der nun anstehende Abschluss müsse sich deshalb an der Produktivität orientieren - und die liege in der Metall- und Elektroindustrie gerade mal bei einem halben Prozent. Ein Tarifvertrag stelle immer Mindestbedingungen dar. Unternehmen, denen es besser ginge, könnten vom Tarifvertrag nach oben hin abweichen.

Metall-NRW-Hauptgeschäftsführer Luitwin Mallmann ergänzte, allein die Zahl der Anfragen beim Verband zum Thema Sozialplanverhandlungen legten nahe, dass mehr als 3000 Arbeitsplätze in NRW wegzubrechen drohten.

In schwerem Fahrwasser ist nicht nur die Metall- und Elektroindustrie. Auch die in der Wertschöpfungskette vorgeschaltete Stahlindustrie ächzt - vor allem unter Billig-Stahl aus China und den Klima-Vorgaben der EU. Gestern demonstrierten in Brüssel Tausende Arbeiter und Unternehmensvertreter. Die chinesischen Betriebe würden teils vom Staat unterstützt, sagte der Sprecher des Industriebündnisses Aegis, Milan Nitzschke. "Da kann keiner mithalten." Die EU-Kommission erklärte, sie sei sich der Situation des Stahlsektors bewusst und handele so schnell es im Rahmen europäischen Rechts möglich sei.

(maxi)
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