Düsseldorf/München Metall-Branche: 5,6 Prozent mehr Gehalt in zwei Stufen

Düsseldorf/München · Erstmals seit 1995 hat der IG-Metall-Bezirk Bayern den Abschluss hinbekommen. Die anderen Bezirke werden diesen wohl übernehmen.

Am Ende ging es doch schneller als erwartet: Hatten die beiden Tarifparteien noch vor Beginn der Gespräche verkündet, man läge bei den Positionen weit auseinander, benötigten die IG Metall und die Metall-Arbeitgeber in Bayern lediglich bis kurz vor Mitternacht, um sich auf einen neuen Tarifabschluss zu einigen, der wohl Auswirkungen für 3,7 Millionen Beschäftigte hat.

In zwei Stufen werden die Gehälter der Beschäftigten nun angehoben: Ab Juli steigen die Löhne zunächst um 3,4 Prozent, im Mai 2014 dann noch einmal um 2,2 Prozent. Für Mai und Juni gibt es – wie von den Arbeitgebern gefordert – keine Zahlung. Weitere Themen, etwa die Regelung von Werkverträgen, hatte die IG Metall in dieser Runde ausgespart. Für die Laufzeit des Tarifvertrags gilt die Friedenspflicht. Streiks sind also bis 2015 ausgeschlossen.

"Das ist ein fairer Kompromiss", bilanzierte IG-Metall-Chef Berthold Huber. "Die Metall- und Elektroindustrie hat sichere Leitplanken. Das ist ein Wert an sich in den sehr volatilen wirtschaftlichen Zeiten." Huber empfahl den übrigen Bezirken noch in der Nacht, das bayerische Ergebnis zu übernehmen.

Auch Rainer Dulger zeigte sich nach seiner ersten Tarifrunde in der Funktion als Gesamtmetall-Präsident sichtlich zufrieden. Der Arbeitgebervertreter lobte die "Rekordgeschwindigkeit ohne verstaubte Rituale". Kritik kam vereinzelt von Unternehmern an der nicht vorhandenen Flexibilität des Tarifwerks. Dulger verteidigte jedoch den Abschluss: Man habe auf Flexibilität zugunsten der langen Laufzeit verzichten müssen.

Der Bezirk Bayern geht gestärkt aus den Verhandlungen hervor – hatten in den vergangenen Jahren doch in der Regel Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen das Rennen um den Pilotabschluss gemacht. Dass jedoch der neue NRW-Bezirksleiter Knut Giesler nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt einen Tarifabschluss in Deutschlands größter und wichtigster Branche hinbekommen würde, galt der Mehrheit der Beobachter als unrealistisch. Giesler reagierte zufrieden auf das Gehaltsplus: "Das Ergebnis ist deutlich besser als das, was die Arbeitgeber uns zunächst geboten haben." Giesler machte die hohe Beteiligung an den landesweiten Warnstreiks für das Ergebnis verantwortlich.

Mit dem Ende der Tarifverhandlungen dürfte nun die Nachfolgeregelung für IG-Metall-Chef Berthold Huber wieder stärker in den Fokus rücken. Es gilt als ausgemachte Sache, dass sich Huber im Herbst vom Vorsitz zurückzieht und Platz für seinen Vize Detlef Wetzel macht. Über die Details der Nachfolge hat sich die IG Metall bislang mit Verweis auf die schwierige Metall-Tarifrunde ausgeschwiegen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort